Mode: Umweltzerstörung für Bio-Baumwolle

Illegale Abholzung und Gewalt gegen Indigene: Die Vorwürfe gegen die brasilianische Baumwollindustrie wiegen schwer. Doch Kleidung aus dieser Baumwolle liegt zum Beispiel bei Zara oder H&M – teilweise mit Öko-Siegel.

Zertifizierte Öko-Baumwolle soll beim Kleidungskauf für ein gutes Gewissen sorgen – zum Beispiel bei Zara oder H&M. Doch eine Studie der britischen Organisation Earthsight zeigt: Es gibt eine enge Verbindung zwischen Textilmarken aus Europa und illegaler Abholzung und Landraub in Brasilien. Dort werden große Flächen natürlicher Vegetation für den Anbau von Soja oder Baumwolle gerodet.

In Brasilien gibt es zwei Hauptproduzenten für Baumwolle. Der eine, SLC Agrícola, gehört außerdem zu den größten Sojaherstellern des Landes. Die Earthsight-Studie schätzt, dass die Betriebe des Konzerns in zwölf Jahren ein Gebiet zerstört haben, das so groß ist wie 40.000 Fußballfelder. Gegen den zweiten Konzern, Horita, gibt es Vorwürfe, im Zusammenhang mit Landstreitigkeiten Gewalt gegen indigene Gruppen angewandt zu haben.

Von Brasilien aus hat Earthsight den Weg der Baumwolle zu acht Kleidungsherstellern in Asien nachverfolgt. Ihre Produkte tragen teilweise das Ökosiegel „Better Cotton“ – 2009 eingeführt von der Modeindustrie und Naturschutzorganisationen. Better Cotton hat seine brasilianischen Betriebe nun unabhängig überprüfen lassen – und spricht von einem „dringenden Bedarf an staatlicher Unterstützung, um die aufgedeckten Probleme anzugehen und sicherzustellen, dass gesetzliche Regelungen fair und wirkungsvoll umgesetzt werden.“

H&M nennt die Ergebnisse des Berichts „äußerst besorgniserregend“ und ist im Gespräch mit Better Cotton. Auch Zara gibt an, „die Vorwürfe gegen Better Cotton äußerst ernst“ zu nehmen. Doch es geht nicht nur um die Hersteller in Brasilien – auch europäische Unternehmen müssen zur Verantwortung gezogen werden, sagt Rubens Carvalho von Earthsight. „Wir brauchen strenge Vorschriften, die Verstöße bestrafen. Das erhöht den Druck auf die Produzenten.“