Nachfolgeprobleme in Familienbetrieben
Wer führt die Firma weiter, wenn die Chefin oder der Chef in den Ruhestand geht? Diese Frage können viele kleine und mittlere Unternehmen immer schwerer beantworten. Nicht immer kann die Nachfolge in der Familie bleiben.
Klaus Eberhardt hat ein Unternehmen, das Software für große Kunden wie BMW oder die Deutsche Bahn herstellt. Doch seine Kinder wollten die Firmenleitung in Zukunft nicht übernehmen. An einen Investor zu verkaufen, konnte er sich aber auch nicht vorstellen: „Ich hätte mich im Spiegel nicht mehr anschauen können.“ Stattdessen forderte er seine Angestellten auf, eine Genossenschaft zu gründen. Den 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört die Firma nun gemeinschaftlich.
Wie Klaus Eberhardt geht es fast 70 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen: Die Nachfolgefrage ist eine Herausforderung. Viele Firmenchefs kommen in ein Alter, in dem sie gern in den Ruhestand gehen würden. Und lange Zeit galt so ein Erbe als Glückstreffer, ein Familienmitglied hat den Betrieb einfach weitergeführt. Doch mittlerweile scheint es eher eine Last zu sein.
Das bestätigt auch Carolin, die eigentlich anders heißt. Sie könnte eine Firma erben, die Elektronik-Bauteile produziert. Die Geschäfte laufen gut. Aber was wird die Zukunft bringen? Carolin ist unsicher: „Unsere Kunden sind sich sehr bewusst, dass deutsche Technologie nicht mehr einzigartig ist.“ Die Produkte können in China „sehr viel billiger“ hergestellt werden. Doch Zukunftssorgen sind nicht die einzigen Gründe, die gegen eine Nachfolge sprechen können. Ein Bericht der KfW-Bank nennt Bürokratie und einen „Mangel an Interesse bei jüngeren Familienmitgliedern“ als weitere wichtige Gründe.
Anders kann es aber in der Belegschaft der Betriebe aussehen: Benny Hahn wechselte gern in die Führungsrolle der Software-Firma, für die er gearbeitet hat. Aus der Familie hatte niemand Interesse. Hahn ging nach einem Modell vor, das an der Stanford University entwickelt wurde. Es soll junge Unternehmerinnen und Unternehmer befähigen, in die Leitung bestehender Firmen einzusteigen. Auch Carolin bestätigt, dass eine bessere Anleitung helfen könnte: „Wenn es sich weniger riskant anfühlen würde, würde ich das Geschäft übernehmen.“