Manuskript

Neustart für Berliner Ballettschule

Seit Ende 2019 sind die Vorwürfe bekannt: An der staatlichen Berliner Ballettschule soll ein Klima der Angst geherrscht haben. Zwei Kommissionen haben den Fall untersucht. Jetzt ist ein Neustart geplant.

Stress, Angst, Demütigungen, Schläge: Nach schweren Vorwürfen ist die staatliche Ballettschule in Berlin vorerst geschlossen worden. Die Berichte von zwei unterschiedlichen Untersuchungskommissionen bestätigen die Vorwürfe nun und fordern eine grundlegende Reform der Schule.

Ähnliche Berichte gibt es auch aus Wien, dort ist die staatliche Schule ebenfalls geschlossen. Offenbar achten viele Ballettschulen kaum auf die psychische und körperliche Gesundheit ihrer Schülerinnen und Schüler. Denn hier wird häufig nach der russischen Methode gearbeitet, die als besonders hart gilt. Auch die Lehrkräfte sind besonders streng. Manche finden das gut. Tabitha Dombroski zum Beispiel ist als Jugendliche extra nach Stuttgart gekommen, um sich nach russischer Methode ausbilden zu lassen.

Doch das Training stellt nicht nur sicher, dass „du sehr fit bist“, sondern auch, dass du „aussiehst wie eine Ballerina“, erklärt Dombroski. Möglichst dünn sollen die Jugendlichen sein. Daran gibt es nicht erst Kritik, seitdem bekannt wurde, dass Schüler in Wien und Berlin an teils schweren Essstörungen litten. An anderen Schulen wird anders gearbeitet: „Wir unterrichten nicht, wie man Körper formt, wir unterrichten Tanz“, sagt Gerard Charles, künstlerischer Direktor der Royal Academy of Dance. Und auch das pädagogische Konzept unterscheidet sich: Die Aufgabe der Lehrkräfte ist es, die Schüler zu motivieren und zugleich herauszufordern.

In Berlin soll es nun einen Neustart geben: Tanzlehrkräfte sollen in Zukunft eine pädagogische Ausbildung erhalten, bevor sie unterrichten. Ein Kinderschutzkonzept sieht unter anderem  vor, dass es Vertrauenspersonen gibt, mit denen die Jugendlichen über Probleme sprechen können. Dann kann vielleicht bald wieder getanzt werden – hoffentlich ohne Angst.