Manuskript

Orcas in Gefahr

Die Giftstoffe PCB sind schon lange verboten, aber sie gelangen immer noch in die Umwelt. Unter ihren Opfern: die Orcas. Wissenschaftler haben nun festgestellt, dass viele Orca-Populationen  gefährdet sind.


PCB sind Chemikalien mit vielen nützlichen Eigenschaften: Sie brennen nicht und leiten keinen Strom. Deshalb sind sie zum Beispiel sehr gut zum Bau von Kondensatoren für elektrische Geräte geeignet. Auch viele Baumaterialien enthalten PCB. Doch für Menschen und Tiere sind PCB gefährliche Giftstoffe. Deshalb wurde im Jahr 2001 ein internationales Verbot von PCB beschlossen.

Damit ist das Problem jedoch nicht gelöst. In alten Baumaterialien und Elektrogeräten, die vor dem Verbot hergestellt wurden, findet man immer noch PCB. Für ihre Entsorgung gibt es zwar genaue Vorschriften, aber sie werden oft nicht eingehalten. So gelangen PCB dorthin, wo alle Gifte früher oder später landen: ins Meer. Wie eine neue Studie zeigt, sind die Meere und ihre Bewohner schon stark mit PCB vergiftet.

Unter Leitung von Jean-Pierre Desforges von der Universität Aarhus in Dänemark haben Wissenschaftler 351 Orcas auf PCB untersucht. Dabei haben sie im Körper der Tiere pro Kilo bis zu 1300 Milligramm der Giftstoffe gefunden. Schon 50 Milligramm könnten der Gesundheit der Orcas so stark schaden, dass das Immunsystem schwächer wird und sie sich nicht mehr fortpflanzen. Viele Orca-Populationen sind deshalb in Gefahr – besonders in Regionen, in denen es viel Industrie gibt.

Ailsa Hall von der Universität St. Andrews, die an der Studie mitgearbeitet hat, erklärt: „In den belasteten Gebieten können wir nur noch selten neugeborene Orcas beobachten.“ Die Wissenschaftler befürchten, dass mehr als die Hälfte der untersuchten Populationen bedroht ist. Diese könnten schon in 30 bis 40 Jahren nicht mehr existieren. Eine kleine Hoffnung gibt es allerdings: In Regionen, in denen es weniger PCB gibt, wie der Arktis und der Antarktis, scheinen die Populationen wieder zu wachsen.