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Zu Besuch im Schweizer Finanzmuseum

In Zürich gibt es ein Museum, das einen unterhaltsamen und lehrreichen Einblick in die Welt der Aktien und Finanzen bietet. Von der „Mutter aller Aktien“ bis zum Brokerspiel ist alles dabei.


Das Schweizer Bankwesen hat weltweit einen guten Ruf. Menschen aus der ganzen Welt legen hier ihr Geld an. Einen besseren Ort für ein Finanzmuseum kann es also kaum geben.

„Money, money, money / Must be funny / In the rich man’s world …”

Mit Klängen von Abba und einer ungewöhnlichen Begrüßung werden die Besucher in den Ausstellungsräumen in Zürich empfangen:

„Mein Name ist Merkur. Ich bin der römische Gott des Handels und der Diebe. Das Logo der ehemaligen Schweizer Börse erinnert an mich.“

Ehemalig deshalb, weil sich 1995 die drei bekannten Börsen von Genf, Basel und Zürich zur „SIX Swiss Exchange“ zusammenschlossen. Es ist die größte Börsen-Aktiengesellschaft der Schweiz, gefolgt von der kleineren „Berne Exchange“ in Bern, der Hauptstadt des Alpenlandes. Mit Hilfe einer Stiftungsgesellschaft baute SIX nach und nach eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen historischer Wertpapiere auf: Etwa 10.000 Objekte rund ums Finanzwesen aus allen Epochen seit dem 16. Jahrhundert sind dabei zusammengekommen. Dazu gehört beispielsweise die Aktie der „Niederländisch Ostindien-Kompanie“ (VOC), eines der größten Handelsunternehmen im 17. und 18. Jahrhundert. Museumsdirektorin Andrea Weidemann erläutert, warum diese Aktie so bedeutend ist:

„Die gilt als die Mutter aller Aktien. Das war die allererste Firma oder das allererste Unternehmen, was wirklich Kapital durch Aktien aufgenommen hat. Und eben um die Seefahrt zu finanzieren und den Schiffbau, eben den Handel zwischen Indien und den Niederlanden.“

Gibt sich ein Unternehmen die Rechtsform einer Aktiengesellschaft, kann es sich Eigenkapital besorgen, indem es Anteile am Unternehmen, Aktien, zum Kauf anbietet. Die Niederländische Ostindien-Kompanie war laut Andrea Weidemann das erste Unternehmen weltweit, das diesen Weg der Kapitalbeschaffung ging. Daher gilt dieses Wertpapier als die Mutter aller Aktien, die allererste ihrer Art. Stolz zeigt die Museumschefin dann das Wertpapier der ehemals zweitgrößten spanischen Handelsgesellschaft, der „Real Compania San Fernando de Sevilla“, aus dem Jahr 1753. Für Andrea Weidemann gehört sie eindeutig zu den schönsten Aktien:

„Ist ’n Kupferstich, sehr, sehr aufwendig gestaltet, die kleinen Figuren. Also das war nichts, was innerhalb von Stunden mal schnell aufs Papier gebracht war. Da hat jemand richtig viel Zeit damit verbracht, das zu gestalten. Es sind also nicht nur Papiere, die Wert hatten. Es sind auch Kunstwerke.“

Früher nahm man sich noch die Zeit, die Wertpapiere auch künstlerisch zu gestalten, sie wurden nicht mal eben schnell aufs Papier gebracht, gedruckt. Bei der ausgestellten Aktie der spanischen Handelsgesellschaft, die unter anderem den Heiligen Josef mit Jesuskind zeigt, handelt es sich um einen Kupferstich. Für diese Kunstwerke wurde ein Bild in eine glatt polierte Kupferplatte seitenverkehrt eingeritzt. Druckte man das Bild anschließend auf Papier, erschienen die eingeritzten Linien schwarz, die polierten Bereiche weiß.

Mit Hilfe von Touchscreens können die Besucher des Museums in die Geschichte der Aktien eintauchen und wichtige Etappen der wirtschaftlichen Entwicklung rund um den Globus kennenlernen. Sie erfahren, wie ein Aktienhändler arbeitet oder wie der Börsengang eines Unternehmens funktioniert. Die Wertpapiere werden in roten Vitrinen präsentiert, die die Form von Aktienkursen haben – da geht es auf- und abwärts. So wie beim ebenfalls gezeigten Papier der New Yorker Investmentbank Lehman Brothers, deren Pleite 2008 eine der größten Banken- und Finanzkrisen weltweit auslöste. Damit, so Andrea Weidemann, hätte damals niemand gerechnet:

„Es gab die Lehman Brothers Bank 150 Jahre. Es war ein sehr, sehr erfolgreiches Unternehmen, die eigentlich immer auf das richtige Pferd gesetzt haben und gute Investitionen gemacht haben, immer stärker gewachsen sind, aber sich dann in der Immobilienkrise komplett verspekuliert haben und dann ja wirklich sehr dramatisch untergegangen sind.“

Die Investmentbank Lehman Brothers hat lange Zeit immer auf das richtige Pferd gesetzt, die richtigen Entscheidungen getroffen. Doch dann verspekulierte sie sich, traf die falsche Investitionsentscheidung. Auslöser war der Kauf der zweitgrößten Wohnungsgesellschaft der USA. Das Problem war, dass sehr viele Häuser und Wohnungen über Bankkredite finanziert waren, die die Käufer nicht mehr bedienen konnten, als die Zinsen angehoben wurden. Die Folge: Die Banken saßen auf jeder Menge sogenannter „fauler Kredite“. Sie bekamen ihr geliehenes Geld nicht zurück. Diese Immobilienkrise brachte Banken weltweit in Bedrängnis, Lehman Brothers selbst musste im September 2008 Insolvenz anmelden. Das Traditionshaus ging wie ein Schiff unter.

Das Schweizer Finanzmuseum bietet nicht nur einen Einblick in die Welt der Wertpapiere. Bewundert werden können auch Geräte aus vergangenen Tagen des Aktienhandels, als es noch keine Computer gab, über die der Aktienhandel abgewickelt wurde. Spannend ist auch der Blick ins normalerweise geheime Innenleben eines Geldautomaten. Gezeigt werden modernste Terminals, die bargeldloses Bezahlen vereinfachen. Und zum Mitmachen lädt ein virtuelles Börsenspiel ein, das genauso funktioniert wie die Lernprogramme der Broker. Andrea Weidemann startet das Spiel zum Schluss des Rundgangs:

„Dann sehen sie hier oben, die Uhr fängt an zu ticken. Es ist schon 9:07 Uhr, und dann kann man einfach mal ’n paar Aktien verkaufen, und dann müsste man jetzt quasi gucken, dass man die, die man verkauft, zu einem möglichst guten Preis wieder nachkaufen kann. Also, wir haben jetzt einen Leerverkauf gemacht, wir hatten noch keine Aktien, wir haben einfach mal angefangen zu verkaufen. Ja und man sieht das also schon, mein Profit-und-Loss, ich hab schon 15 Franken verloren. Das war jetzt nicht so ganz geschickt.“

Heutzutage ist der Börsenhandel elektronisch. Innerhalb von Sekunden kann viel Geld verdient, aber auch verloren werden. Im Vergleich zu den Millionen- bis Milliardenbeträgen, die mancher bei Börsengeschäften verliert, sind 15 Franken so gesehen noch zu verschmerzen.

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