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Rechte Gewalt gegen junge Menschen in Deutschland

Täglich kommt es in Deutschland zu rechtsextremen oder rassistischen Gewalttaten. Immer häufiger werden auch Kinder und Jugendliche angegriffen. Nur wenige Betroffene reden öffentlich darüber.

Sie wollten sich auf eine Matheprüfung vorbereiten, doch am Ende musste die Polizei kommen: Eine Berliner Schulklasse besuchte im Mai 2023 ein Ferienlager in Brandenburg. In der Nacht wurden die hauptsächlich migrantischen Jugendlichen von anderen Jugendlichen rassistisch beleidigt und bedroht. Nur unter Polizeischutz konnte die Schulklasse mit ihren Lehrkräften das Lager wieder verlassen.

Übergriffe wie dieser „sind leider keine Einzelfälle, sondern nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Heike Kleffner, die den Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rechtsextremer und antisemitischer Gewalt leitet. Laut Kleffner hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter den Opfern 2022 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. 520 junge Betroffene berichteten unter anderem von Körperverletzung, Sachbeschädigung und Bedrohungen.

In Wirklichkeit dürfte die Zahl der Übergriffe sogar noch weit höher liegen, meint Kleffner: „Wir wissen von viel zu vielen Fällen, wo die Betroffenen sagen, sie hätten Angst davor, es öffentlich zu machen, weil die Täter oder Täterinnen in der Nachbarschaft wohnen.“ Andere schweigen aus Sorge, dass man sie für die Tat mitverantwortlich machen könnte. Ein großes Problem, denn solche Übergriffe können schwere psychische Folgen für die Opfer haben – und nur wer spricht, kann Hilfe bekommen.

Über den Vorfall im Ferienlager ist in Deutschland viel berichtet und diskutiert worden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte, es sei „schrecklich, dass quasi diejenigen weichen mussten, die angegriffen wurden.“ Der Schulklasse wurden psychologische Gespräche angeboten. Bei aller Traurigkeit, dass es so weit kommen musste – Heike Kleffner ist froh, dass die Schülerinnen und Schüler an die Öffentlichkeit gegangen sind: „Weil sich nur so tatsächlich etwas ändert.“

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