Manuskript

Schweizer Käse: jetzt auch vegan
 

Traditionelle Käsesorten spielen in der Schweizer Küche eine wichtige Rolle. In Zeiten des Klimawandels allerdings suchen immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher nach Alternativen zu Tierprodukten. Zwei junge Unternehmen zeigen: Traditionelle Käserezepte lassen sich auch vegan umsetzen – zum Beispiel mit Cashew-Milch.


SPRECHER:
Hier wird die Zukunft des Schweizer Käses neu gestaltet. Aus der Nähe von Bern kommen vegane Versionen von Fondue und Co., und das alles ohne Milch. Die Basis bilden Cashewkerne. Die Firma „New Roots“ in Oberdiessbach produziert jeden Monat rund 150.000 Stück veganer Käsealternativen.

FREDDY HUNZIKER (Firmengründer):
Ich denke eigentlich, dass es die Zukunft ist, weil es einfach … wir müssen uns umorientieren. Das ist einfach die Evolution des Menschen.

SPRECHER:
2015 gründet Freddy Hunziker sein eigenes Unternehmen, mit gerade 21 Jahren. Käse darf er seine Camemberts und acht weitere vegane Sorten nicht nennen, weil sie keine Tiermilch enthalten. Die Schweizer Käsekunst kommt aber auch hier zum Einsatz.

FREDDY HUNZIKER:
Wir haben hier unsere Camembert-Alternative, die aus Cashewkernen hergestellt ist, aus der Cashew-Milch. Dann werden sie hier über zwei bis drei Wochen eingelagert.

SPRECHER:
Abwechslung vom Alltag und Erholung sucht Freddy Hunziker in den Bergen nebenan. Sein Leben verändert sich 2015 schlagartig. Er will Profibiker werden, doch ein Unfall zerstört seine Karrierepläne. In dieser Zeit setzt er sich mit Regeneration und veganer Ernährung auseinander und entwickelt seine Gründeridee.

FREDDY HUNZIKER:
Durch den Sport wurde ich sicherlich ziemlich diszipliniert – auch durch das ganze Training und die ganze Herausforderung, an einem solchen Wettkampf auch teilzunehmen, und das hat mir eigentlich sicher einen guten Lebensweg gezeigt, für das Unternehmertum ready zu sein.

SPRECHER:
Aus seiner Idee ist ein Unternehmen mit 25 Mitarbeitern geworden. Wichtig ist dem Team, dass Cashewkerne weniger CO2 als Milchprodukte erzeugen – auch wenn sie aus Übersee kommen.

FREDDY HUNZIKER:
Die Herstellungsart eines Rohstoffes ist eigentlich eines der wichtigsten Teile in puncto CO2-Bilanz. Unsere Cashewkerne wachsen auf nährreichen Böden, ohne dass Wasser dazugesetzt werden muss. Das einzige Negative ist dann eigentlich der ganze Transport, der rund jetzt in puncto CO2-Bilanz fünf Prozent dazuzählt. Das ist eigentlich ein sehr kleiner Bruchteil.

SPRECHER:
Auch in anderen Teilen des Landes wird die traditionelle Käsekunst auf den Kopf gestellt. In Genf, im französischsprachigen Teil der Schweiz, eröffnet 2017 die „Crémerie Végane“ – einer der ersten Läden in der Metropole, die vegane Alternativen zu Milchprodukten anbietet. Cashewkerne bilden auch hier die Basis. In dem kleinen Familienunternehmen werden in Handarbeit neun Sorten hergestellt, darunter veganen Alternativen von Klassikern wie Ziegenkäseröllchen, Camembert und Gruyère-Hartkäse. 2,6 Prozent der Schweizer sind Veganer, doch nicht nur sie suchen den Laden auf.

MALENA AZZAM (Gründerin):
Immer mehr Menschen vertragen Milchprodukte nicht. Vor allem haben wir Flexitarier und „Allesesser“, die zwar etwas verändern wollen, die etwas besser machen wollen, die aber noch nicht bereit sind, den ganz großen Schritt zu wagen.

SPRECHER:
Zurück in Oberdiessbach im Berner Mittelland im deutschsprachigen Teil der Schweiz. Können die Schweizer vom Geschmack her veganen von normalem Käse aus Milch unterscheiden?

URSULA:
Sehr erfrischend, Kräuter, also geschmacksintensiv, aber man merkt, dass es nicht Käse ist.

DAVID:
Leichter Käsegeschmack, bisschen Kräuter, und dann hört‘s auf.

SPRECHER:
Um noch mehr zu überzeugen, arbeiten Freddy Hunziker und sein Team an der veganen Variante des Schweizer Schmelzkäsekults, dem Fondue.

FREDDY HUNZIKER:
Für uns war ein Fondue von großer Wichtigkeit, weil eigentlich ein Schweizer … traditionelles Schweizer Fondue verkörpert, wofür die Schweizer Tradition und das Käsereihandwerk einsteht.

SPRECHER:
Ein Ziel der alternativen Käsehersteller ist es, auch Nicht-Veganer anzusprechen, um eine ethischere, gesündere und nachhaltigere Möglichkeit als Kuhmilch aufzuzeigen. Vielleicht ein Käse der Zukunft – nicht nur im Alpenland Schweiz.