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Sklaverei in der Schlachterei?

Mehr als 250 Mitarbeiter der Schlachterei „Westfleisch“ in Coesfeld sind laut Behörden mit dem Coronavirus infiziert. Die meisten der Beschäftigten sind Ausländer. Wie konnte es dazu kommen?

Die Schlachterei „Westfleisch“ im nordrhein-westfälischen Coesfeld gehört zu den größten Schlachtereien Deutschlands. Über 1200 Beschäftigte arbeiten hier, die meisten von ihnen kommen aus Osteuropa. Nun haben die Behörden die Schlachterei vorläufig geschlossen, nachdem sich mehr als 250 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert hatten. Die Gruppenunterkünfte, in denen die meisten Arbeiter wohnen, stehen unter Quarantäne.

Anne-Monika Spallek, Sprecherin der Grünen im Kreis, kritisiert, dass sich niemand für den Schutz der ausländischen Arbeiter zuständig fühlt. Ein Problem dabei: Die ausländischen Mitarbeiter sind nicht bei „Westfleisch“ selbst, sondern bei einem Subunternehmen angestellt. Spallek glaubt nicht, dass sich dieses an die Infektionsschutzmaßnahmen hält. Kontrollen durch die Gesundheitsbehörde hat es lange Zeit nicht gegeben.

Vor dem Haupteingang der Großschlachterei „Westfleisch“ demonstriert Pastor Peter Kossen mit einigen anderen gegen die Arbeitsbedingungen in der Schlachterei. Er ist der Meinung, dass das Unglück schon seit Wochen absehbar gewesen ist. Denn viele der schlecht bezahlten ausländischen Arbeiter würden in überbelegten Unterkünften wohnen. Kossen berichtet außerdem von „vollgestopften Bussen, in denen die Arbeiter zur Fleischfabrik transportiert werden“. Für ihn handelt es sich um „moderne Sklaverei“.

Nach den ersten Krankheitsfällen wurde die Gesundheitsbehörde aktiv und hat über 1000 Mitarbeiter getestet. Politiker fordern, das Verhalten der Verantwortlichen zu untersuchen. Der Skandal hat Folgen für alle im Kreis Coesfeld. Während es in den anderen Kreisen in Nordrhein-Westfalen bereits Lockerungen der Corona-Regeln gibt, bleiben sie in Coesfeld bis mindestens 18. Mai bestehen.  

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