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Manuskript

Der Kaffeehandel – ein Milliardengeschäft

Mit Kaffee lässt sich viel Geld verdienen, aber nicht mit seinem Anbau. Rohkaffeeproduzenten müssten – so eine Studie – mehrere Hürden überwinden, um sich selbst ein größeres Stück vom Gewinn zu sichern.

„Kaffee schmeckt einfach. Und dann wird man morgens auch wach. Und gehört einfach zum Leben dazu. / Mild muss er sein. Also wenn [es] milder Kaffee ist, dann ist [er] magenbekömmlicher. / Und nachmittags noch mal eine Tasse dann, um ein bisschen aufzufrischen.“

Kaffee gehört zu den beliebtesten Getränken in Deutschland. Jede Bundesbürgerin, jeder Bundesbürger konsumiert laut dem Deutschen Kaffeeverband durchschnittlich rund 166 Liter des Getränks jährlich. Die Corona-Pandemie sorgte trotz geschlossener Cafés und Gastronomiebetriebe sogar für eine leichte Konsumsteigerung. Denn in Zeiten von Lockdown und Homeoffice wurden daheim häufiger als sonst der Vollautomat, die Kaffeemaschine oder der Kapselautomat angeschmissen oder der Kaffee per Hand etwa in einer French-Press-Kanne frisch aufgebrüht. Entsprechend stieg der Absatz ganzer, nicht gemahlener Kaffeebohnen.

Der Kaffeehandel ist ein gewaltiges Geschäft. Die Internationale Kaffeeorganisation ICO schätzt das Jahresvolumen weltweit auf rund 200 Milliarden US-Dollar. Doch nur ein Zehntel davon wird in den Ländern verdient, in denen der Kaffee angebaut wird – in Süd- und Mittelamerika, Asien und Afrika. Der Löwenanteil geht an die Konzerne in Europa und den USA. Demnach hat sich der Wert der Kaffee-Exporte seit den 1990er-Jahren mehr als vervierfacht auf rund 36 Milliarden US-Dollar. Forscher und Forscherinnen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) veröffentlichten im Januar 2021 die Ergebnisse einer Studie des globalen Kaffeehandels der vergangenen 30 Jahre. Hauptanliegen war herauszufinden, wie und in welchem Ausmaß Kaffeeanbauländer – zumeist Schwellenländer und Entwicklungsländer – stärker in die globale Wertschöpfungskette eingebunden werden können, um ein größeres Stück vom Kuchen abzubekommen.

Praktisch betrachtet müssten die Länder, so die Studie, einen Mehrwert schaffen – also Rohkaffee nicht nur exportieren, sondern auch die nachfolgenden Prozesse wie das Rösten und Verpacken sowie die Vermarktung übernehmen. Doch hier gibt es ein grundlegendes Problem, sagt die Ökonomin und Co-Autorin der Studie, Wan-Hsin Liu:

„Wenn die Länder, die Kaffeefarmer, wirklich solche Verarbeitungsprozesse übernehmen möchten, müssen sie natürlich zuerst mal investieren. Aber da fehlt auch in der Tat Kapital. Sie haben auch viel weniger Erfahrung bezüglich industrieller Produktion. Und die beiden [Faktoren] spielen eigentlich eine sehr wichtige Rolle.“

Kapital und Know-how – das sind beides wichtige Faktoren, wenn man in der Wertschöpfungskette aufsteigen will. So kann man vor allem mit der Röstung und der Weiterverarbeitung Geld verdienen. In dem untersuchten Zeitraum stiegen die Absatzmengen von geröstetem Kaffee und daraus hergestellten Produkten – etwa Kaffeekapseln, die wenige Gramm Pulver enthalten – um rund das Vierfache, die Preise dafür um rund das Sechsfache. Doch selbst wenn diese Hürden überwunden würden, warten schon die nächsten Probleme, sagt Wan-Hsin Liu:

„Wenn die Röstkaffeeprodukte über lange Strecken transportiert werden, wenn sie dann mal endlich an den Konsummärkten ankommen – das sind normalerweise westliche Länder – dann gibt’s schon auch Geschmackseinbußen, so. Und zumal in diesem Bereich konkurrieren sie dann viel mehr auch mit etablierten Marken. Und das schaffen die ärmeren Länder noch weniger, weil sie eben auch kein Kapital haben, um solche Marketing-Aktivitäten durchzuführen oder [eine] Marke aufzubauen.“

Dominiert wird der westliche Markt von ganz wenigen Konzernen, die Kaffee rösten und weiterverarbeiten. Zu den Marktführern gehören die Konzerne Nestlé und Jacobs Douwe Egberts, Lavazza und Tchibo. Und deren Marken sind auf den Märkten etabliert, es gibt sie schon sehr lange, jeder kennt sie. Als zweiter Nachteil kommen die langen Transportwege hinzu. Besondere Auswirkungen hat das vor allem für die Länder, die Bohnen der Sorte Arabica produzieren. Etwa 60 Prozent der weltweiten Kaffeeproduktion basiert auf Arabica-Bohnen, die restlichen 40 Prozent auf der Sorte Robusta. Der Grund: Arabica-Kaffee ist wegen des geringeren Säureanteils bekömmlicher, enthält weniger Koffein und bringt mehr Geld, weil er meist zu Röstkaffee verarbeitet wird. Kaffee aus Robusta-Bohnen ist bitterer, bringt weniger Geld und wird oft zu Instantkaffee verarbeitet. Doch gerade das ist – transportmäßig betrachtet – sein Vorteil: Es gibt keine Geschmackseinbußen, der Kaffee verliert kein Aroma. Ein Land hat da, so Wan-Hsin Liu, eine Nische für sich entdeckt:

„Vietnam ist ein sehr großer Robusta-Kaffeeproduzent. Die haben da nicht nur Rohkaffee exportiert, sondern über die letzten Jahre auch sehr stark röstlicher [gerösteten] Kaffee.“

Das südostasiatische Schwellenland ist weltgrößter Robusta-Produzent, gefolgt von Brasilien, Indonesien, Uganda und Indien. Mittlerweile hat es einen Anteil von drei Prozent. Selbst beim Export von Röstkaffee macht das Land inzwischen Fortschritte. Allerdings bleibt für die Kaffeebäuerinnen und -bauern das Geschäft mit der Bohne insgesamt hart. Laut dem „Coffee Development Report 2020“ der ICO, zu dem die Kieler Studie beitrug, haben sie mit einem Kaffeeüberangebot auf dem Markt, niedrigen Preisen, geringen Einkommen und geringer Produktivität zu kämpfen. Meist bleibt den Bäuerinnen und Bauern nur, ihre Anbaumethoden zu modernisieren, mit dem Ziel, höhere Erträge und bessere Qualität zu erreichen. Einige Kaffeekonzerne haben dazu Schulungsprogramme aufgelegt. Im besten Fall entstehen so langfristige Beziehungen zwischen Erzeugern und Abnehmern.

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