Streit um die deutsche Nationalhymne
Die deutsche Nationalhymne hat eine lange Geschichte. Heute singt man nur noch die dritte Strophe, weil die erste an die Nationalsozialisten erinnert. Aber auch den aktuellen Text will eine Frau jetzt ändern.
Als der Dichter Hoffmann von Fallersleben 1841 den Text der Nationalhymne schrieb, war Deutschland ein zersplittertes Land. Der Wunsch nach „Einigkeit und Recht und Freiheit, für das deutsche Vaterland“ war groß, der Aufruf nach Einheit galt in der damaligen Zeit als fortschrittlich. Jetzt wurde die Hymne allerdings von Kristin Rose-Möhring, der Gleichstellungsbeauftragten der Bundesrepublik, kritisiert: Als Frau fühlt sie sich vom Text der Hymne nicht angesprochen.
Besonders die Worte „Vaterland“ und „brüderlich“ stören Kristin Rose-Möhring. Sie würde sie gern durch „Heimatland“ und „couragiert“ ersetzen. Viele Deutsche halten das für übertrieben, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sagt: „Man sollte sie so lassen, wie sie ist.“ Und die Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer findet, dass eine Hymnenänderung weniger wichtig ist „als die Angleichung der Löhne von Männern und Frauen für gleiche Arbeit.“
Es ist nicht das erste Mal, dass wegen der Hymne gestritten wird. Die Nationalsozialisten sangen sie regelmäßig bei offiziellen Anlässen. Der Text „Deutschland, Deutschland, über alles“ in der ersten Strophe erinnerte die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg an diese schreckliche Zeit, deshalb wollten sie eine neue Hymne. Doch schließlich entschieden die Politiker, dass die dritte Strophe des Liedes von Hoffmann von Fallersleben die deutsche Nationalhymne wird.
Trotzdem haben viele Deutsche lange nicht mitgesungen, wenn die Hymne bei internationalen Fußballspielen erklang. Erst seit der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land hat sich das geändert. Viele können aber den Text nicht richtig, weil man ihn in der Schule nicht unterrichtet. Vielleicht müssen die Deutschen ja bald die Änderungen lernen, die die Gleichstellungsbeauftragte fordert. Im Nachbarland Österreich singt man übrigens schon seit einiger Zeit nicht mehr: „Heimat bist du großer Söhne“, sondern: „Heimat großer Töchter, Söhne“.