Wo der Weihnachtsmann wohnt
Die Konditorin Sarah Gierig schafft Kunstwerke, die man essen kann, denn sie bestehen aus Schokolade und anderen süßen Zutaten. Mit Schokolade kennt Sarah Gierig sich sehr gut aus. Sie weiß genau, woran man Qualität erkennt. Für ihre Arbeit braucht sie immer neue Ideen und muss die aktuellen Trends kennen. Die Kunden lieben aber auch klassische Produkte – besonders in der Weihnachtszeit.
SPRECHER:
Wenn sich Sarah Gierig an die Arbeit macht, wird aus Schokolade Kunst – ob die Skulptur eines Kraken oder ein bunt bepinselter Clown. Ihre Kreativität setzt sie auch ein, wenn sie Schokoladenfiguren für die Weihnachtszeit entwirft.
SARAH GIERIG (Schokoladen-Sommelière):
Ja, und natürlich hier für Kinder: das Paradies ohne Ende. Im Schnee spielen die Pinguine mit ’m Elch. Also, ich finde, zu Weihnachten muss immer das Gesamtpaket stimmen. Also, das soll schmecken, es soll schön aussehen und ... also, ich will einfach die Menschen glücklich machen und denen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Und momentan ist halt so der Trend auch ’n bissel, dass alles schön bunt ist und knallig, dass man ... Das nennt sich „mood food“. Dass man glücklich ist vom bloßen Hinschauen.
SPRECHER:
In Schokolade stecken unzählige Aromen. Die herauszuschmecken, ist eine Wissenschaft für sich. Sarah Gierig beherrscht sie, denn die gelernte Konditorin ist auch Schokoladen-Sommelière – eine Expertin für das süße Genussmittel. Ihre Kreationen präsentiert sie im Geschäft ihrer Eltern im sächsischen Neustadt.
SARAH GIERIG:
Eine gute Schokolade erkennt man an dem wunderschönen Glanz, an dem knackigen Bruch. Die muss richtig schön knacken, und beim Verkosten ist es ganz wichtig, dass man die Schokolade 30 Sekunden im Mund behält, weil dann schmilzt erst die Kakaobutter und die ganzen leckeren Geschmacksaromen können sich bilden. Wir testen das mal.
SPRECHER:
Am Anfang steht die Kakaobohne, die nur in der Nähe des Äquators wächst. Sie wird geröstet und zu Rohschokolade verarbeitet, die – je nachdem, wo sie herkommt – immer anders schmeckt.
SARAH GIERIG:
Natürlich muss ich auch immer wieder meine Sinne schulen. Also, man sollte das wirklich trainieren. Ich denke, die ganzen Weinsommeliers, die machen das auch ganz oft.
SPRECHER:
Wenn zum Beispiel Zusatzstoffe einen zu niedrigen Kakaogehalt der Schokolade verschleiern sollen, schmeckt Sarah Gierig das sofort.
SARAH GIERIG:
Die Schokolade schmeckt so ’n bisschen fruchtig und säuerlich. Also, ich tippe auf Afrika und würde sagen: Die hat auch so um die 60, 70 Prozent, also so 65 Prozent. Also tippe ich auf Madagaskar.
SPRECHER:
Die afrikanische Kakaobohne ist auch eine gute Grundlage für Schokoladenspezialitäten in der Weihnachtszeit. Besonders beliebt sind traditionelle Motive und klassische Geschmacksrichtungen. Zwar engen die Klischees des christlichen Festes Sarah Gierigs Kreativität manchmal etwas ein …
SARAH GIERIG:
... aber man kann immer wieder was Neues erfinden. Jetzt ist ja der neue Trend „foodpairing“. Das heißt, Geschmacksaromen, die gut miteinander kombinierbar sind, verbindet man. Zum Beispiel machen wir jetzt was ganz Verrücktes: Also, ich hab jetzt hier ’n Orangenöl, und da braten wir jetzt Speck an und verbinden das dann mit Sahne und dunkler Schokolade und machen mal ’ne ganz crazy Praline.
SPRECHER:
Der Sud aus Speck, Sahne‚ Dill und geraspelten Orangenschalen wird durch ein Sieb passiert und mit Schokolade verrührt. Fertig ist die Füllung einer extravaganten Schokoladenpraline. Doch egal ob Sarah Gierig schräge oder konventionelle Weihnachtsdelikatessen kreiert – die wichtigste Zutat für sie:
SARAH GIERIG:
Mein absolutes Geheimrezept ist: immer mit ganz viel Liebe machen. Und alles ... es muss alles von Herzen kommen und es muss Spaß und Freude machen. Und das ist eigentlich das Wichtigste überhaupt bei meinem Beruf, weil ... wenn es mir keinen Spaß mehr macht, dann schmeckt man das auch.
SPRECHER:
Und mit solchen Schokoladenvariationen wird Weihnachten auf jeden Fall ein buntes Fest für alle Sinne.