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Tansania: Entschuldigung für Kolonialverbrechen

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Tansania einen Aufstand gegen die deutschen Kolonialherren. Doch er wurde niedergeschlagen, hunderttausende Menschen starben. Nun bat der Bundespräsident um Verzeihung.


Was zwischen 1906 und 1908 im Süden Tansanias geschah, gehört zu den schlimmsten Verbrechen der deutschen Kolonialgeschichte. Damals wehrten sich viele Menschen gegen die Deutschen, die seit 1885 im Land herrschten. Doch der Aufstand wurde mit Gewalt niedergeschlagen: Die Deutschen töteten nicht nur die Aufständischen, sondern zündeten auch alle Felder im Land an. Bis zu 300.000 Menschen starben im sogenannten Maji-Maji-Krieg an Hunger, weil es keine Ernten mehr gab.

Einer der Anführer des Aufstandes war Chief Songea Mbano. Über 100 Jahre später stand zum ersten Mal ein deutsches Staatsoberhaupt am Grab Mbanos und den Gräbern 66 weiterer getöteter Krieger. Frank-Walter Steinmeier sagte etwas, worauf in Tansania viele Menschen gewartet hatten: „Als deutscher Bundespräsident möchte ich um Verzeihung bitten für das, was Deutsche Ihren Vorfahren angetan haben.“

Steinmeiers Entschuldigung ist für die Menschen vor Ort sehr wichtig, so Makarius Mbano, ein Nachfahre von Chief Songea Mbano: „Es ist ein Moment der Heilung für unsere Gemeinschaft: für die Familie von Mbano und die gesamte Gemeinschaft von Songea.“ Doch andere Tansanier sehen den Staatsbesuch kritischer – sie fordern auch eine finanzielle Entschädigung für die Kolonialverbrechen.

Auch für den tansanischen Historiker Mohammed Said reicht die Entschuldigung nicht aus – jedoch aus anderen Gründen. Denn in deutschen Museen liegen die Gebeine von getöteten Aufständischen – und das seit der Kolonialzeit. Deutsche Wissenschaftler wollten damit ihre rassistischen Theorien beweisen, laut denen weiße Menschen angeblich überlegen sind. Nun fordert Said: „Sie sollten die Überreste mit allen Ehren zurückgeben, damit sie gemäß der Tradition beerdigt werden können.“

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