Manuskript

Teurer Weizen: Ernährungssicherheit in Gefahr

Durch den Ukraine-Krieg sind die Preise für Weizen und Dünger gestiegen, da beides nicht mehr von der Ukraine geliefert werden kann. In manchen europäischen Ländern wird außerdem der Treibstoff für die Traktoren knapp, die für die Feldarbeit benötigt werden. Für viele Menschen weltweit kann das dazu führen, dass sie nicht genug zu essen haben werden. Um etwas dagegen zu tun, könnte Deutschland weniger Weizen an Tiere verfüttern. Denn bisher wird die Hälfte des Weizens, der in Deutschland angebaut wird, für die Produktion von Fleisch verwendet.

SPRECHER:
Stickstoffdünger ist teuer wie nie zuvor. Der Grund: Die Ukraine fällt wegen des Krieges auch als wichtiger Lieferant für Düngemittel aus. Auf dem Feld von Dieter Laufer in Sachsen wird in diesen Tagen gedüngt. Viel weniger als in den Jahren zuvor. Diesel, Dünger – alles ist extrem teuer geworden. Der Landwirt hofft, dass sich die hohen Investitionen in die Weizenfelder am Ende rentieren.

DIETER LAUFER (Landwirt):
Also, viele Länder wie Moldawien oder Lettland oder so, die können sich den Dünger überhaupt nicht mehr leisten. Es gibt ganz viele Länder, wo es keinen Diesel mehr gibt, wo man heute weiß: Die Frühjahrsaaten finden nicht statt.

SPRECHER:
Jeder Landwirt, der noch Getreide eingelagert hat, macht es jetzt zu Geld. Denn die Preise sind so hoch wie nie. Dieses Unternehmen in Norddeutschland verschifft Weizen über Hamburg oder Rostock nach Nordafrika. Die Händler können sich trotz der hohen Preise vor Anfragen kaum retten, obwohl sich der Weizenpreis in den vergangenen Wochen fast verdoppelt hat.

RUDOLF PETERS (Getreidehändler):
Da kostet ja der Weizen aktuell je nach Tagesschwankungen irgendwo bei 450 Euro die Tonne. Dann muss die Ware nach Nordafrika, Iran oder Saudi-Arabien oder Ägypten oder Algerien transportiert werden. Da liegen noch mal Frachtraten drauf von 40 bis 50 Euro die Tonne, sodass wir annähernd bei 500 Euro die Tonne dort in den Empfangsländern liegen.

SPRECHER:
Die Betriebe in der Ukraine sind mit modernen Maschinen gut aufgestellt. Ein Grund, warum das Land Weizen zu günstigen Preisen in andere Länder, zum Beispiel nach Afrika, verkaufen konnte. Der Krieg hat den ukrainischen Weizenexport komplett gestoppt.

ALBERT HORTMANN-SCHOLTEN (Landwirtschaftskammer Niedersachen):
Wir haben ja jetzt schon laut dem letzten Welternährungsbericht eine Zunahme von unterernährten Menschen. Das bewegt sich wieder in Richtung eine Milliarde Menschen. Und es steht zu befürchten, dass bei dieser Rohstoffpreis-Explosion, die wir momentan erleben, eine weitere Zunahme der Unterernährung stattfinden wird.

SPRECHER:
In dieser Getreidemühle verarbeiten sie jeden Tag rund 1000 Tonnen Weizen zu Mehl für Bäckereien. Mit Preissteigerungen von rund 20 Prozent rechnet Mühlenbesitzer Jan Cordesmeyer. Er plädiert für die Produktion von weniger Fleisch, um die Getreidepreise zu stabilisieren und auch für arme Länder die Ernährung zu sichern.

Jan Cordesmeyer (Geschäftsführer Hemelter Mühle)
In Deutschland ist es so, dass wir ungefähr die Hälfte des erzeugten Weizens nutzen, um die Schweine und andere Masttiere zu füttern und daraus Fleisch zu machen. Jetzt kann ich aber aus sieben Kilo Getreide nur ein Kilo Fleisch herstellen. Da stellt sich die Frage, ob das noch sinnvoll ist, so viel Weizen für die Fleischerzeugung zu verbrauchen.

SPRECHER:
Doch ob ein Umdenken kurzfristig vor dem Hintergrund des russischen Krieges in der Ukraine stattfindet, ist fraglich. Landwirt Dieter Laufer hofft jetzt auf Sonne und genug Regen, damit es im nächsten Jahr genug Weizen für Brot gibt.

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