Typisch deutsch: der Schrebergarten
Im 19. Jahrhundert nutzten Kinder Schrebergärten zuerst als Spielplätze. Später dienten sie armen Familien dazu, Obst und Gemüse anzubauen. Heute sind sie vor allem ein Rückzugsort für gestresste Stadtbewohner.
Viele Menschen, die zum ersten Mal nach Deutschland kommen, wundern sich über die vielen kleinen Gärten, die sie in den Städten dicht nebeneinander aufgereiht sehen. Der ein oder andere hat die kleinen Gartenparzellen mit ihren Hütten aus Holz und den bunten Gartenzwergen auch schon für Slums gehalten. Doch dann fällt schnell auf, dass die Gärtchen dafür viel zu gepflegt sind.
Hier haben sich Stadtbewohner einen Platz im Grünen geschaffen, denn viele haben keinen eigenen Garten oder Balkon: Wer trotzdem seine eigene grüne Parzelle haben möchte, mietet also einen Schrebergarten. Er dient vor allem am Wochenende als Rückzugsort, um sich vom stressigen Stadtleben zu erholen.
Schrebergärten gab es schon im 19. Jahrhundert zur Zeit der Industrialisierung. Der erste wurde 1864 gegründet und nach dem Arzt Daniel Gottlob Moritz Schreber benannt. Sie wurden früher dort gebaut, wo niemand gern leben wollte, zum Beispiel an Bahngleisen. Kinder nutzten die Gärten zuerst als Spielplätze. Arme Familien hatten dort außerdem die Möglichkeit, Gemüse und Obst anzubauen. Daher hießen Schrebergärten auch oft „Armengärten“. Ohne die Nahrungsmittel aus den Gärten hätte manche Familie in Kriegszeiten nicht überleben können.
Im Schrebergarten kann übrigens nicht jeder machen, was er will. Ein Gesetz regelt das Leben dort. So darf man nicht in seinem Gartenhaus wohnen, und auf einem Drittel des Grundstücks muss Obst und Gemüse angebaut werden. Auch Rasenmähen oder zu laute Musik sind zu bestimmten Uhrzeiten und sonntags verboten. Wer sich bei seinen Nachbarn also nicht unbeliebt machen will, sollte sie einfach mal zum Grillen einladen.