Vor 100 Jahren: Deutschlands erste Radiosendung
Am 22. Dezember 1920 wurde in Deutschland die erste Radiosendung ausgestrahlt. Das Interesse an dem neuen Medium war groß. Bald gab es Live-Berichte, Musikprogramme, Werbung – und schließlich politische Propaganda.
Die Geschichte des Radios begann in Deutschland mit einem Weihnachtslied: „Stille Nacht, heilige Nacht“ war das erste Musikstück, das von einem deutschen Radiosender live übertragen wurde. Das war am 22.12.1920, als Angestellte der Post ein Weihnachtskonzert gaben. Allerdings konnten nur wenige Menschen zuhören, denn nach dem Ersten Weltkrieg durften in Deutschland nur staatliche Stellen solche Sendungen empfangen.
Doch das änderte sich bald: Ab 1923 erlaubten die Alliierten auch Privatpersonen, ein Radio zu besitzen. Schon am 23. Oktober des gleichen Jahres wurde die erste Radiosendung für die Öffentlichkeit ausgestrahlt. Danach stieg der Zahl der Hörer sehr schnell. Im Dezember 1924 gab es in Deutschland schon eine Million Radiogeräte. Das neue Medium kam genau zur richtigen Zeit, denn die Menschen litten unter einer schweren Wirtschaftskrise.
Hans Bredow, der als „Vater“ des deutschen Rundfunks gilt, sagte damals: „Radio ist in Deutschland gerade in einer Zeit der tiefsten seelischen und wirtschaftlichen Not wie ein befreiendes Wunder begrüßt worden.“ Unterhaltungssendungen halfen den Menschen, ihre Sorgen für einige Zeit zu vergessen. Aber die Hörer interessierten sich auch für aktuelle Themen. Ab 1929 begann der Rundfunk, von Orten außerhalb des Studios zu berichten. Die Menschen waren fasziniert davon, Ereignisse plötzlich live miterleben zu können.
Im Jahr 1933 kamen die Nazis an die Macht. Sie brachten den Rundfunk unter ihre Kontrolle und benutzten ihn für rassistische Hetze und Kriegspropaganda. Menschen, die nicht in ihr Weltbild passten oder anderer Meinung waren als sie, durften nicht mehr beim Radio arbeiten. Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 entstand allmählich wieder eine vielfältige Radiolandschaft.