Was kommt nach dem Waldsterben?
Viele Wälder in Deutschland sind krank und sterben ab. Trockenheit, Stürme und Schädlinge schwächen sie. Doch Fachleute sehen in den Veränderungen auch Chancen für die Zukunft.
Graue, trockene Bäume ohne Nadeln zeigen in den Himmel. Der Wald ist fast tot, innerhalb weniger Jahre gestorben. „Nirgendwo sonst in Mitteleuropa kann man die Klimakrise so erleben wie hier im Harz“, sagt Roland Pietsch, Leiter des Nationalparks Harz. Mehr als 90 Prozent der Fichten hier sind tot oder sterben gerade ab. Im Harz zeigt sich besonders deutlich, worunter die Wälder in ganz Deutschland leiden: eine Kombination aus Trockenheit, Schädlingen und Monokulturen.
Denn dass die deutschen Wälder so anfällig sind, liegt auch daran, dass häufig nur eine Baumart gepflanzt wird: die Fichte. Diese wächst zwar schnell und gerade, und bringt dadurch wirtschaftliche Vorteile. Monokulturen bieten aber nur wenig Lebensraum für andere Pflanzen und Tiere. Gerade Fichten sind nicht sehr widerstandsfähig gegen Trockenheit – und die Pflanzung in Monokultur lässt sie noch anfälliger für Stressfaktoren werden.
In solchen geschwächten Wäldern können sich Schädlinge leicht ausbreiten. Vor allem der Borkenkäfer zerstört die Fichten. „Ein Paar kann in einem Jahr bis zu 100.000 Nachkommen produzieren“, erzählt Fanny Hurtig, Försterin im Thüringer Wald. Ein gesunder Baum kann sich vor einer schnellen Ausbreitung schützen: Er produziert Harz, um Löcher zu schließen, die der Käfer gefressen hat. Doch durstige, schwache Fichten können das nicht. So werden die Schichten der Bäume, die Nährstoffe und Wasser transportieren, zerstört.
Zahlreiche Bäume müssen frühzeitig gefällt werden, um die Ausbreitung des Käfers zu stoppen. Das tut weh, sagt Försterin Hurtig, doch sie sieht auch Chancen in der Veränderung. Denn auf den Flächen, die frei werden, kann ein nachhaltiger Mischwald entstehen – aus unterschiedlichen Baumarten, die Trockenheit und Stürme gut vertragen und widerstandsfähiger gegen Schädlinge sind. Bis sich die Vorteile der neu gepflanzten Wälder bemerkbar machen, wird es noch einige Zeit dauern. Doch für den Wald wird die Entwicklung positiv sein, meint auch Roland Pietsch: „Gut für die Widerstandsfähigkeit und gut für die Artenvielfalt.“