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Manuskript

Fleischlos glücklich

In Deutschland wird, im Gegensatz zu anderen Ländern, immer noch sehr viel Fleisch gegessen. Inzwischen legen aber auch immer mehr Menschen in Deutschland Wert auf eine gesunde Ernährung. In Zeiten des Klimawandels versuchen sie, als sogenannte „Flexitarier“ weniger Fleisch zu essen. Davon profitieren unter anderem Tofu-Hersteller, die gesündere Fleischalternativen entwickeln.

SPRECHERIN:
Frisch vom Grill oder gut geräuchert, die Deutschen lieben es, Fleisch zu essen. Und sie tun es ausgiebig – für die meisten eine Selbstverständlichkeit.

GAST (bei McDonald’s):
Fleisch gehört zu unseren Lebensmitteln, zur Ernährung. War schon immer so.

SPRECHERIN:
Durchschnittlich fast 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr isst jeder Bundesbürger und liegt damit deutlich über dem Schnitt aller Erdenbewohner. Und doch: Es bewegt sich was, im Land der Currywürste. Zu sehen zum Beispiel hier auf dem Freiburger Wochenmarkt. Zwischen all den Wurst- und Schinkenständen steht dieser grüne Wagen. Die Würstchen hier sehen ein bisschen eckiger aus und die Salatbeilage üppiger. Er ist hier aus professionellen Gründen. Er kümmert sich um den Vertrieb des Tofu-Herstellers.

JULIAN VORBERG-HECK (Verkaufsleiter Deutschland „Taifun Tofu“):
Ich glaub schon, dass es ein allgemeiner Trend ist, eigentlich ein Mega-Trend, „plant-based“. Also, es beschäftigt schon immer mehr Menschen, auch grad viele junge Menschen, manche sprechen von ’nem „Greta-Effekt“. Also, viele hinterfragen ihr Konsumverhalten und sehen da eben in pflanzlichen Proteinen auch ’ne große Chance. Und wir merken das natürlich auch am Tofu-Hunger, der durchaus steigt.

SPRECHERIN:
Die ganz Konsequenten, die Veganer, sind mit einem Prozent immer noch selten. Aber der Anteil der Vegetarier in Deutschland liegt – je nach Statistik – bei sechs bis zehn Prozent. Den großen Effekt aber hat dieses Drittel der Bevölkerung. Es sagt in Umfragen, sich künftig fleischarm ernähren zu wollen. Eine neue Zielgruppe, die auch Burgerketten in Bewegung bringt. McDonald’s zum Beispiel mit seinen weltweit mehr als 37.000 Filialen startete in Deutschland sein neues Produkt. Neben den 40.000 Tonnen Fleisch, die die Kette allein in Deutschland jedes Jahr verarbeitet, gibt es seit 2019 auch dies: einen veganen Burger im Standardsortiment. Frittiert wird er getrennt von allen Fleischprodukten. So kann der Burger offiziell als vegan beworben werden.

EVA RÖSSLER (Pressesprecherin McDonald’s Deutschland):
Das ist ein Patty auf Soja-Weizen-Basis, das eben sehr, sehr fleischähnlich aussieht und eben vor allem auch relativ fleischähnlich schmeckt.

REPORTERIN:
Sie hätten’s auch schon früher machen können, wenn die Gäste 10 Jahre früher das nachgefragt hätten?

EVA RÖSSLER:
Dann hätten wir es auch schon früher machen können, ja.

SPRECHERIN:
Fleisch, das keines ist. Jetzt scheint die Zeit reif dafür. Und das verhilft ihr zu einer neuen Bedeutung: der Sojabohne. Proteinreich, bisher hauptsächlich an Tiere verfüttert, aber viel effizienter lässt sie sich für menschliche Nahrung nutzen. Hier werden die Bohnen vermahlen, erhitzt, gepresst. Das Ergebnis: eine Masse, die sich beliebig formen und würzen lässt.

STEFAN HAUCK (Produktentwickler Taifun Tofu):
In den Anfängen unserer Firma haben wir sehr wohl einige Würstchen, Tofu-Würstchen, entwickelt, damit die Menschen ’ne Anknüpfung haben, damit sie ’ne Assoziation haben. Das kennen sie schon, und dann fällt’s ihnen leichter, da zu wechseln. Aber für uns ist ganz wichtig, dass wir heute Lebensmittel entwickeln, die ’ne Eigenständigkeit haben.

SPRECHERIN:
Muss ein Pflanzenprodukt wie Fleisch aussehen? Es ist die alte Diskussion der Vegetarierszene. Aus ihr entstand vor rund 30 Jahren die Firma Taifun-Tofu. 100 Tonnen produziert das Unternehmen pro Woche – weniger als die Firma verkaufen könnte im aktuellen Tofu-Boom. Doch die Bio-Zertifizierung aller Zutaten ist langwierig, und im Familienunternehmen gibt es noch immer viel Handarbeit. Tofu in Deutschland war lange ein Nischenprodukt. Andere Regionen sind weiter.

STEFAN HAUCK:
Asien ist sozusagen das Mutterland, man könnte auch sagen: der Mutterkontinent für diverse Sojaprodukte. Da ist nur Tofu eines von vielen. Das wird dort ganz selbstverständlich gegessen seit vielen Jahrhunderten schon, das hat dort den Status eines Grundnahrungsmittels. Wird aber auch ganz selbstverständlich mit tierischen Produkten kombiniert. Also, Tofu und Fisch oder Tofu und Fleisch ist in Asien selbstverständlich.

SPRECHERIN:
Dummerweise gibt es immer mehr Fleisch zum Tofu. In China zum Beispiel zeigt sich deutlich der Zusammenhang von Fleischkonsum und Wirtschaftswachstum: Je mehr Geld verdient wird, desto mehr Fleisch kommt auf den Teller. Inzwischen haben die Chinesen die Deutschen beim Pro-Kopf-Verbrauch überholt. Die deutschen Schweinezüchter exportieren ihre Überschüsse nach China. Denn in Deutschland gibt es immer mehr sogenannte „Flexitarier“.

GAST:
Ich ess nicht viel Fleisch. Einmal die Woche vielleicht, zweimal, aber nicht öfter.

SPRECHERIN:
Mehr ist auch nicht gesund – für den menschlichen Körper und für das Klima sowieso.

Was kann man NICHT mit Fleisch machen?
Was kann man auf einem Wochenmarkt in Deutschland meistens NICHT kaufen?

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