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Wenig Diversität bei den Nobelpreisen

Die wichtigsten Forschungspreise der Welt werden oft an Männer aus den USA und Westeuropa vergeben. Dabei funktioniert wissenschaftliche Arbeit in der Regel nur im Team und im internationalen Austausch.


Seit 1901 ehrt die Nobel-Stiftung in Stockholm immer am 10. Dezember bedeutende wissenschaftliche Entdeckungen – mit der Verleihung der Nobelpreise. Die Auszeichnung geht auf Alfred Nobel zurück, den Erfinder des Dynamits. Er wollte damit die Forscherinnen und Forscher würdigen, „die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben“. Heute gibt es wohl kaum eine größere Ehrung als die Nobelpreise: „Zweifellos sind sie der Mount Everest der Wissenschaft“, sagt der indische Epidemiologe Rajib Dasgupta.

Doch sie vermitteln oft auch ein falsches Bild von Forschungsarbeit: Man denkt an einen Forscher, der als wissenschaftliche Ausnahmeerscheinung eine großartige Entdeckung gemacht hat. Gerade in den Anfangsjahren gewannen meistens nur einzelne Männer den Nobelpreis. Dabei ist Forschung in Wirklichkeit Teamwork: Sie erfordert eine jahrelange Zusammenarbeit von Hunderten Personen aus ganz unterschiedlichen Ländern und Fachgebieten.

Inzwischen wird der Nobelpreis zwar oft an Forschungsteams verliehen. Aber auch heute noch wird kritisiert, dass bei der Nobelpreisvergabe zu wenig auf Diversität geachtet wird. So gewannen Frauen in den naturwissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie bisher nur weniger als 15 Prozent aller Preise. Hinzu kommt, dass von den über 600 verliehenen Nobelpreisen über die Hälfte an die USA, Deutschland oder Großbritannien gingen. Im Vergleich dazu wurden zum Beispiel Forschende aus China und Indien insgesamt nur etwa 20-mal geehrt.

Der Nobelpreis kann diese Ungleichheit noch erhöhen, weil er mit viel Geld und Anerkennung verbunden ist. „Die meisten Preise sind sehr verdient, aber dahinter steckt auch Politik“, findet Forscher Dasgupta. Er ist der Meinung, dass die Nobel-Stiftung Forschungseinrichtungen in vielen Ländern übersieht. Am 7. Oktober 2024 hat die Bekanntgabe der diesjährigen Nobelpreise begonnen: Zwei US-Amerikaner erhalten den Preis für Medizin. 

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