Manuskript

Wenn die Schulden zum Problem werden

Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt, trotzdem sind fast sieben Millionen Menschen überschuldet. Bei der Zentralen Schuldnerberatung können sie Hilfe bekommen, doch oft gehen sie zu spät dorthin.

4,2 Millionen Männer und 2,7 Millionen Frauen in Deutschland haben hohe Schulden. Arbeitslosigkeit, ein dauerhaft niedriges Einkommen, Krankheit, Scheidung, eine nicht erfolgreiche Selbstständigkeit und die Tatsache, dass man über seine Verhältnisse gelebt hat, sind die sechs häufigsten Ursachen, weiß Henning Dimpker, Leiter der Zentralen Schuldnerberatung Bonn.

„Kommen Sie zu uns, wenn Sie überschuldet sind und keinen Ausweg sehen“, heißt es auf der Internetseite des Vereins. Früher kamen besonders junge Erwachsene zu Dimpker, aber „jetzt sind es vor allem ältere Menschen ab 50. Und dabei zunehmend auch Leute ab 60 aufwärts“, erklärt der Schuldnerberater. Etwa ein Drittel der Schuldner kommt aus eigenem Antrieb zu ihm, ein Drittel wird von der Familie oder Freunden dazu gedrängt, und ein Drittel wird vom Arbeitsamt geschickt.

Bis die Menschen jedoch zur Schuldnerberatung gehen, ist es meist schon zu spät. Viele sind laut Dimpker schon jahrelang überschuldet und haben gelernt, mit ihren Schulden zu leben. „Je länger die Menschen verschuldet sind, desto geringer ist auch die Motivation, sich mit ihrer Problematik auseinanderzusetzen“, erklärt er.

Hinzu kommt ein typisch deutsches Phänomen: Man redet nicht über Geld, über Verschuldung schon gar nicht. „Damit die Nachbarn nichts merken, wird das Auto vor der Tür nicht verkauft. Und stattdessen die Miete nicht bezahlt. Und dann wird diesen Leuten fristlos gekündigt. Aber der Wagen steht noch da“, so Dimpker.  Er rät dazu, dass Menschen mit Schulden nicht nur zur Schuldnerberatung gehen, sondern auch eine Therapie machen – damit es bei der nächsten finanziellen Krise  nicht wieder so weit kommt.