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Wenn Russen Ukrainern helfen

Als Putin den Krieg gegen die Ukraine beginnt, nimmt eine russischstämmige Familie in Deutschland drei Ukrainerinnen bei sich auf. Nicht alle sind so hilfsbereit, denn die Community  ist gespalten.

Wenn am Freitagabend im Fernsehen Mr. Bean läuft, darf die zwölfjährige Polina endlich mal wieder lachen. Keine Berichte über Tod und Zerstörung. Die Ukrainerin ist mit ihrer Mutter Anna und Großmutter Larissa vor dem Krieg nach Deutschland geflüchtet und wohnt nun bei der Familie von Natascha Mayer. Ganz selbstverständlich ist das nicht, denn Natascha ist gebürtige Russin.

Für die Gäste aus der Ukraine ist das kein Problem: „Frau Mayer kann ja nichts dafür, dass sie in Russland geboren wurde“, sagen sie. „Die Herkunft ist uns gegeben, den Menschen macht etwas anderes aus.“ Natascha Mayer lehnt Putins Politik ab; sie wollte helfen – aus Protest und aus Mitgefühl: „Wir haben in unseren Kulturen extrem viel gemeinsam“, findet sie. „Und jetzt […] sollen wir auf einmal Feinde sein? Wieso?“ Schnell wurde ein Zimmer für die ukrainische Familie leergeräumt, ihr Name steht schon am Briefkasten.

Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine sind mehr als 300.000 Menschen nach Deutschland geflüchtet. Nicht alle Deutschrussen verhalten sich ihnen gegenüber freundlich, die Community ist gespalten: Die meisten verurteilen zwar den russischen Angriff auf die Ukraine und wollen so schnell wie möglich Frieden. Eine kleine Gruppe jedoch unterstützt Putins Krieg, zeigt bei Autokorsos auf Deutschlands Straßen russische Fahnen.

„Dieser Krieg zerstört Familien, Freundschaften gehen daran kaputt, je nachdem, wie deine politische Haltung ist“, sagt Natascha Mayer. Sie hat es selbst schon erlebt. Auch mit ihrer eigenen Mutter, die in Moskau lebt, streitet sie sich deswegen. Deshalb sagt sie ihr auch nicht, dass Ukrainerinnen bei ihr wohnen. „Aber in dieser Situation kann man nicht irgendwo in der Mitte sein“, findet sie, „man muss sich für eine Seite entscheiden.“

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