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Wenn zu viel Englisch Wissen bedroht

Wichtige wissenschaftliche Ergebnisse werden oft nicht wahrgenommen, wenn sie nicht auf Englisch veröffentlicht werden. Aber wenn kleine Sprachen sterben, geht wertvolles Wissen verloren.

Englisch ist heute die weltweite Verkehrssprache und schon lange auch die Sprache der Wissenschaft. So werden neue Forschungsergebnisse in Fachzeitschriften meist auf Englisch veröffentlicht. Wissenschaftliche Arbeiten, die in anderen Sprachen erscheinen, werden international viel zu selten wahrgenommen.

Das hat tragische Folgen, stellte ein internationales Team unter der Leitung der Universität Queensland fest. Die Wissenschaftler analysierten Fachzeitschriften aus den Bereichen Ökologie und Naturschutz in 16 Sprachen aus 38 Regionen der Welt. Das Ergebnis: Arbeiten, die nicht auf Englisch veröffentlicht wurden, könnten sehr dabei helfen, die biologische Vielfalt auf der Erde besser zu schützen – aber dazu müssten sie erst einmal gelesen werden.

Selbst wichtige Forschungsergebnisse, die in großen Sprachen wie Spanisch oder Deutsch veröffentlicht werden, bleiben oft unbemerkt. Noch dramatischer ist die Situation bei kleinen oder indigenen Sprachen. Indigene Völker zum Beispiel haben ein großes Wissen über HeilpflanzenErkenntnisse, die sie traditionell nur mündlich weitergeben. „Wenn wir diese aber ignorieren, verpassen wir sehr viel erfolgreichen Klima- und Naturschutz“, sagt Kerstin Jantke von der Universität Hamburg.

Weltweit sind etwa 42 Prozent der rund 7.000 Sprachen vom Aussterben bedroht – auch die indigenen. Aber: „Es gibt ein Leben außerhalb des Englischen“, sagt Jordi Bascompte von der Universität Zürich. „Das sind Sprachen, die wir gerne vergessen – die Sprachen armer oder unbekannter Menschen, die keine nationale Rolle spielen.“ Um sie zu erhalten, hat die UNESCO die Jahre 2022 bis 2032 zu einem Jahrzehnt für indigene Sprachen erklärt.

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