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Wie Agrarkonzerne die Landwirtschaft kontrollieren

Früher konnten Bauern frei über ihr Saatgut verfügen. Heute aber kontrollieren große Agrarkonzerne den Saatgut-Handel. Das gefährdet nicht nur die Existenz der Bauern, sondern auch die Ernährung der Weltbevölkerung.

Seit Jahrtausenden wird Saatgut geteilt, getauscht und verkauft. Pflanzen verändern sich und neue Arten entstehen, die perfekt an ihre Umwelt angepasst sind. Aber genau das ist ein Grund dafür, dass Bauern heute nicht mehr frei über ihr Saatgut verfügen dürfen. Seit den 1990er-Jahren des letzten Jahrhunderts gelten in vielen Ländern Gesetze zum Schutz industriell gezüchteter Pflanzen.
Viele Bauern dürfen ihr Saatgut deshalb nicht mehr miteinander teilen, sondern müssen es von großen Agrarkonzernen kaufen. Auch das Saatgut aus diesen Ernten dürfen sie meist nicht mit anderen tauschen, es nicht einmal aufbewahren und im nächsten Jahr verwenden. So kontrollieren vier Konzerne – Bayer, Corteva, ChemChina und Limagrain – die Hälfte des Saatguts auf der ganzen Welt.
Das hat nicht nur Einfluss auf die Situation der Bauern, sondern auch auf die Umwelt: Die Vielfalt der Nutzpflanzen ist im letzten Jahrhundert um drei Viertel gesunken. Viele der industriell gezüchteten Pflanzen sind nicht gut an ihre Umgebung angepasst. Stattdessen muss die Landwirtschaft an die Pflanzen angepasst werden. Zum Beispiel müssen die Bauern Dünger der Agrarkonzerne verwenden, damit die Pflanzen gut wachsen. Trotzdem steigt das Risiko von Missernten.
Eigentlich sollte die industrielle Landwirtschaft die Ernährung der Weltbevölkerung sichern, doch nun scheint sie sie sogar zu gefährden. Inzwischen gründen Menschen in allen Teilen der Welt Netzwerke, in denen Bauern Saatgut frei miteinander teilen und tauschen. Für Professor Jack Kloppenburg, der sich für das Netzwerk OSSI (Open Source Seed Initiative) engagiert, ist das der richtige Weg: „Die Menschen müssen sich selbst ernähren können – und es muss ihnen wieder erlaubt sein, das zu tun.“

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