Wie es nach der Flut weitergeht
Im Juli 2021 verwüstete Hochwasser das Ahrtal. Im Dorf Altenburg wurden fast alle Häuser beschädigt, viele Menschen starben. Jetzt müssen die Bewohner an den Wiederaufbau denken – und stehen vor neuen Problemen.
Annika Gemein blickt durch eine offene Wand auf eine Badewanne voller Schlamm. Dies war das Haus ihrer Mutter in Altenburg, einem Dorf im Ahrtal. Bis zu dem Tag im Juli 2021, an dem das Hochwasser kam und den Ort verwüstete. Auch Annika Gemeins eigenes Haus wurde überschwemmt. Sie und ihre Familie konnten gerettet werden, viele Menschen starben jedoch in der Flut.
Viele Einwohner des Dorfs sind traumatisiert. Die Versorgung mit Strom und Wasser funktioniert nicht mehr. Fast alle Häuser wurden zerstört oder stark beschädigt, darunter auch das Altenheim und die Grundschule. Viele Gebäude müssten eigentlich abgerissen werden, doch das will hier nicht jeder. Denn vielleicht ist es nicht möglich, so nah am Fluss eine neue Baugenehmigung zu bekommen.
Hinzu kommt, dass die Bewohner von Altenburg wegen des Klimawandels auch in Zukunft mit Überschwemmungen rechnen müssen. Annika Gemeins Versicherung hat angekündigt, dass ihre Verträge noch ein oder zwei Jahre weiterlaufen werden. Danach wird die Situation neu beurteilt. „Wenn die Versicherung sagt, wir bieten im Ahrtal keinen Schutz mehr an, dann nützt der Wiederaufbau nichts“, sagt Annika Gemein.
Eigentlich möchte sie nach Altenburg zurückkehren. Das Dorf ist ihre Heimat, seit Generationen lebt ihre Familie dort. Doch ihre Kinder haben Angst: „Meine fünfjährigen Zwillinge fragen abends oft: Kommt das Hochwasser, wenn ich schlafe?“ Gehen oder bleiben? Das ist eine Frage, die sich viele Bewohner von Altenburg stellen. Die wenigsten haben sich schon endgültig entschieden, wie es für sie weitergeht.