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Wie nachhaltig sind Atomkraft und Erdgas?

Sie sollen als klimafreundlich und nachhaltig eingestuft und so für Investitionen empfohlen werden: Atomkraft und Erdgas. Vor allem die Grünen kritisieren diese Pläne der EU-Kommission scharf.

Bisher ist es nur ein Vorschlag: Die EU-Kommission will Gas- und Atomkraftwerke unter bestimmten Bedingungen als klimafreundlich einstufen. Das hätte Folgen für die Finanzmärkte: Beide Energieformen würden neben Wind- und Sonnenenergie in die sogenannte Taxonomie aufgenommen werden. Investitionen in sie würden dann als nachhaltig gelten.

Kritik kommt vor allem von den Grünen: „Atom und fossiles Gas sind nicht zukunftsfähig“, meint zum Beispiel Rasmus Andresen, Mitglied des Europäischen Parlaments. Der deutsche Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck, ebenfalls von den Grünen, sagt: „Ausgerechnet Atomenergie als nachhaltig zu etikettieren, ist bei dieser Hochrisikotechnologie falsch.“ Er warnt vor den Folgen: „Der hochradioaktive Atommüll wird uns über Jahrhunderte belasten.“

Befürworter stellen die Atomenergie gern als emissionsfrei dar. Ben Wealer von den Scientists for Future meint aber, dass sie dabei „viele Faktoren nicht berücksichtigen“, wie zum Beispiel den Bau und Betrieb von Endlagern, den Atommülltransport und den Rückbau der Anlagen. Der atomkritische World Information Service on Energy (WISE) rechnet mit 117 Gramm CO2 pro Kilowattstunde Atomstrom, wenn man den gesamten Lebenszyklus einer Anlage berücksichtigt. Zum Vergleich: Bei Sonnenenergie sind es 33 Gramm, bei Windkraft 7 bis 9 Gramm. Erdgas, das nun ebenfalls als klimafreundlich eingestuft werden soll, produziert 442 Gramm CO2.

Die „Deutsche Umwelthilfe“ fordert die EU-Mitgliedsstaaten und das Europaparlament daher auf, gegen den Vorschlag zu stimmen. Doch die Aufnahme kann nur verhindert werden, wenn mindestens 15 EU-Länder dagegen stimmen, die mindestens 65 Prozent der Bevölkerung der EU vertreten. Und dass das passiert, ist unwahrscheinlich.

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