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Wie Saisonarbeiter ausgebeutet werden

Arbeiter und Arbeiterinnen aus Südosteuropa schuften in Deutschland oft unter skandalösen Bedingungen. Vor allem auf Bauernhöfen, in der Fleischindustrie oder bei Kurierdiensten existiert ein System der Ausbeutung.

Nach zwei Monaten reichte es Mariana Costea. Sie musste unbezahlte Überstunden leisten und in schmutzigen Sammelunterkünften schlafen. Während der Corona-Pandemie teilte sie sich ein Zimmer mit acht Personen, die Küche sogar mit 30 anderen. Die rumänische Saisonarbeiterin erlebte auf einem Bauernhof in Bayern etwas, was in Deutschland eigentlich verboten ist. Sie entschied: „Nach Deutschland komme ich nie wieder.“

Diese Zustände sind schon lange bekannt und kommen auch in vielen anderen Branchen vor, zum Beispiel in der Fleischindustrie oder bei Kurierdiensten. Besonders südosteuropäische Arbeiter müssen dort oft unter skandalösen Bedingungen schuften. Doch erst durch Corona kommen diese „Dinge, die schon vorher nicht in Ordnung waren“ in die Öffentlichkeit, wie auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sagt.

Die Arbeiter können vor allem deshalb ausgebeutet werden, weil sie nicht direkt in den Betrieben angestellt sind. Ihre tatsächlichen Arbeitgeber sind Subunternehmen, die auch die Arbeitsbedingungen bestimmen. Das bedeutet oft Akkordarbeit, bei der nicht nach Stunden, sondern nach der Menge der geleisteten Arbeit bezahlt wird. Die Arbeitszeiten sind deswegen meist länger als acht Stunden und 45 Minuten Pause, wie es das Gesetz vorschreibt.

Dabei werden Subunternehmen regelmäßig kontrolliert. Zuständig dafür sind der deutsche Zoll und das Gesundheitsamt. Natürlich dürfen die Unternehmen vorher nicht erfahren, wann eine Kontrolle stattfindet. Doch leider geschieht genau das trotzdem, behauptet Marius Hanganu, der beruflich Saisonarbeiter berät. „Drei Zollbesuche in Bayern wurden vorher angekündigt“, sagt er. Der Zoll bestreitet diesen Vorwurf.

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