Wohin mit dem Atommüll?
Seit über 40 Jahren diskutiert man in Deutschland, wo Atommüll gelagert werden soll. Lange galt Gorleben als möglicher Standort und wurde zum Symbol des Kampfes gegen Kernkraft – jetzt ist der Ort aus dem Rennen.
Kernkraftwerke produzieren sauberen Strom, aber auch gefährlichen radioaktiven Müll, der erst nach Millionen von Jahren zerfällt. Wohin damit? In Deutschland entschied man 1977, ein Endlager zu bauen. Der strahlende Abfall aus über 20 Kernkraftwerken sollte in ein Bergwerk im norddeutschen Gorleben gebracht werden. Was die Politik für eine schnelle Lösung hielt, brachte damals tausende Kernkraftgegner auf die Straße.
Gebaut wurde das Bergwerk trotzdem, bis heute hat es 1,6 Milliarden Euro gekostet. Genutzt wurde es allerdings nie – und auch in Zukunft wird hier kein Atommüll gelagert werden. Gorleben ist aus dem Rennen, denn Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Geologie des Ortes gegen die Lagerung von strahlendem Atommüll spricht. Die Kernkraftgegner, die gegen das Endlager protestiert haben, feiern jetzt ihren Sieg.
Aber jetzt muss ein neuer Standort gefunden werden. 2011 beschloss Deutschland den Atomausstieg, 2022 schließen die letzten Kraftwerke. Der Atommüll aus über 60 Jahren Kernkraftnutzung muss dann unter die Erde. In Deutschland, das laut Steffen Kanitz von der staatlichen Bundesgesellschaft für Endlagerung „mit ausreichend guter Geologie gesegnet“ ist, kommen dafür über 90 Regionen in Frage – mehr als die Hälfte des ganzen Landes.
Anders als 1977 will die Politik diesmal mit den Bürgern über einen möglichen Standort diskutieren. Der Bau soll voraussichtlich 2031 beginnen. Danach werden die radioaktiven Abfälle für Tausende von Jahren eingeschlossen, wahrscheinlich aber nicht vor 2050. Bis dahin bleibt der Atommüll da, wo er ist – in Zwischenlagern neben den Kernkraftwerken.