Jüdisches Chanukka-Fest in Berlin
Jedes Jahr im Winter feiern die Menschen jüdischen Glaubens acht Tage lang das Lichterfest Chanukka. Hunderte Holocaust-Überlebende kommen nach Berlin. Für sie ist es ein Wunder, dass sie die Nazi-Zeit überlebt haben.
Vor dem Brandenburger Tor in Berlin steht der größte Chanukka-Leuchter Europas. Und bei der jüdischen Gemeinde in Charlottenburg sind dieses Jahr mehr als 300 Holocaust-Überlebende zu einer Feier zusammengekommen. Viele von ihnen haben während der Nazi-Zeit Schreckliches erlebt. „Ihr Überleben ist ein Wunder, wie Chanukka“, sagt Rüdiger Mahlo, einer der Organisatoren des Treffens in Berlin.
Das Chanukka-Fest ist viel älter als der christliche Advent. Juden feiern an diesen Tagen ihre Dankbarkeit gegenüber Gott. Vor 2200 Jahren soll er das Licht im Tempel brennen lassen haben, obwohl es dort nicht genug Öl gab. Für Charlotte Knobloch von der jüdischen Gemeinde in München bedeutet Chanukka deshalb, Wundern zu vertrauen. „Dass ich überlebt habe, kann ich nicht anders begreifen“, erklärt Knobloch. Die 86-Jährige überlebte die Zeit des Holocaust in einem Versteck auf dem Land.
Auch Leonid Danziger ist mit seinen 90 Jahren zur Feier gekommen. Er wurde in Kiew geboren und hat die Nazi-Zeit mit seiner Mutter in der russischen Stadt Samara verbracht. Das jüdische Leben hat er erst in Deutschland kennengelernt. „Chanukka feiere ich erst seit 20 Jahren, seitdem ich in Deutschland bin“, sagt er. In Kiew kannte Danziger keine jüdische Gemeinde. In Berlin geht er nun regelmäßig in die Synagoge.
Viele Juden machen sich Sorgen, dass die Erinnerungen an ihr Leiden und Überleben verloren gehen könnte. Sie erleben immer wieder, dass die Erinnerung an den Holocaust aggressiv abgelehnt wird. Auch Charlotte Knobloch sorgt sich vor neuem Judenhass in der deutschen Gesellschaft. Aber: „Wir sind da, wir bleiben da“, sagt sie stolz.