Kritik an kostenlosem Bluttest
Ein kostenloser Bluttest für Schwangere sorgt für Diskussionen. Der Test kann zeigen, ob ein ungeborenes Kind eine Behinderung hat. Doch Kritiker fürchten die Folgen und halten den Test für ethisch nicht vertretbar.
Tests zur Vorsorge bei Schwangeren sind eigentlich ganz normal. 2019 aber sorgt einer dieser Tests für Diskussionen: ein Bluttest, bei dem festgestellt werden kann, ob das ungeborene Kind das Down-Syndrom hat. Bisher mussten die Schwangeren selbst für diesen Test zahlen. Im September 2019 wurde aber entschieden, dass ab Herbst 2020 die Krankenkassen die Kosten für den Test tragen.
Kritiker halten diese Entscheidung für ethisch nicht vertretbar. Sie befürchten: Wenn man vor der Geburt eines Kindes feststellen kann, ob es gesund ist oder nicht, entscheiden sich mehr Eltern gegen ein Kind mit Down-Syndrom. „Ich bin sehr wütend, weil das ein wenig danach klingt, dass man das steuern möchte“, kritisiert Marion Frohn, die bei dem Verein „Lebenshilfe“ in Bonn mit Menschen mit Down-Syndrom arbeitet.
Sie möchte stattdessen dafür sorgen, dass Menschen mit Down-Syndrom in der deutschen Gesellschaft präsenter sind. Eines der Projekte der Lebenshilfe ist ein Theaterstück mit Schauspielern mit und ohne Behinderung. Katharina Weishaupt, die Regisseurin des Stücks, erklärt, warum sie von solchen Projekten überzeugt ist: „Sie sind ja oft passiv, sie bekommen Hilfe. Wenn behinderte Menschen aber Theater spielen, stellen sie etwas her, geben etwas, für das die Menschen Geld bezahlen.“
Am Ende stellt sich die Frage: Ist wirklich die Kostenübernahme des Tests problematisch? Oder sollten hier eigentlich die gesellschaftlichen Themen diskutiert werden, für die sich Menschen wie Katharina Weishaupt und Marion Frohn einsetzen: die Wahrnehmung von Behinderten und ihre Teilhabe an der deutschen Gesellschaft.