Soziale Medien: anders durch Corona?
Seit Corona wird über die Sozialen Medien anders berichtet als zuvor: Von Hassposts unter Nutzern ist keine Rede mehr, dafür aber von Hilfsbereitschaft und lustigen Aktionen. Hat Corona die Sozialen Medien verändert?
Ein Treffen mit Freunden, ein Abend im Restaurant oder in einer Bar, das Feiern von Geburtstagen: All das ist in Zeiten von Corona aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht möglich. Trotzdem suchen die Menschen Kontakt zu anderen und finden ihn in den Sozialen Medien.
Sogenannte Challenges lenken dort vom Alltag ab. In der #pillowchallenge kann man zum Beispiel sein modisches Talent beweisen, indem man aus einem Kissen ein Kleid macht. Oder man spielt mit Klopapierrollen Fußball – eine Challenge, bei der auch Fußballstars wie Franck Ribéry mitmachen. Für den Medienpsychologen Tobias Dienlin ist klar, weshalb solche Challenges besonders in Zeiten von Corona beliebt sind. Er sagt: „Menschen können sich dadurch einen Sonnenstrahl in ihr Leben holen.“
Man kann mit Challenges aber nicht nur Spaß haben, sondern auch etwas lernen, zum Beispiel wie man sich richtig die Hände wäscht. Und man findet in den Sozialen Medien viele Ideen, wie man anderen helfen kann. Während in den Medien früher oft negativ über sie berichtet wurde, machen die Sozialen Medien in der Corona-Krise vor allem positive Schlagzeilen. Von Hassposts ist keine Rede mehr. Gemeinschaftsgefühl und Hilfsbereitschaft unter den Nutzern stehen jetzt im Mittelpunkt. Hat Corona die Sozialen Medien zum Guten verändert?
„Nein“, sagt Medienforscher Jan-Hinrik Schmidt. Sie sind, so Schmidt, geblieben, wie sie schon früher waren. Es wird nur anders über sie berichtet. Vor Corona haben sich die Medien oft auf das konzentriert, was bei der Kommunikation nicht gut funktioniert hat. „Und jetzt sehen wir: Das ist nicht die Norm.“ Viele nutzen Soziale Medien eben auch für einen freundlichen Austausch. Die Sozialen Medien sind weder gut noch böse. Laut Tobias Dienlin bildet sich „die gesamte Menschheit“ darin ab, „in ihren positiven und ihren negativen Seiten.“