Nord Stream 2: Eine Pipeline sorgt für Streit
Eine Pipeline zwischen Russland und Deutschland bringt große Mengen Erdgas nach Europa. Das Projekt Nord Stream sorgte von Anfang an aber auch für Kritik und politische Konflikte.
Nord Stream – das sind zwei 1.230 Kilometer lange Pipelines auf dem Grund der Ostsee, die Erdgas von Russland nach Deutschland transportieren. Sie gehören dem russischen Staatskonzern Gazprom, der Deutschland jedes Jahr mit sehr großen Mengen des dringend benötigten Erdgases versorgen könnte. Schon jetzt importiert Deutschland mehr russisches Gas als jedes andere europäische Land.
Nord Stream 1 ist schon seit 2011 in Betrieb, Nord Stream 2 wurde im September 2021 fertiggestellt. Weil die Pipeline aber noch technisch geprüft werden muss und man auf die offiziellen Genehmigungen wartet, darf sie wohl erst Mitte 2022 den Betrieb aufnehmen. Neben Gazprom sind fünf westeuropäische Energiekonzerne an der zweiten Pipeline beteiligt. Sie übernahmen die Hälfte der Baukosten – insgesamt rund acht Milliarden Euro. An den Gewinnen beteiligt werden sie aber erst, wenn das Gas fließt.
Doch seit Baubeginn sorgt Nord Stream immer wieder für Streit: Westliche Länder finden, dass man sich mit der Pipeline zu abhängig von Russlands Erdgas macht. Und besonders in Osteuropa fürchtet man, dass Russland mit der Pipeline mehr Macht bekommen will: Denn Polen und die Ukraine, die ebenfalls russisches Erdgas transportieren, verlieren durch die Pipeline an Einfluss. Die USA unter Präsident Trump drohten den beteiligten Firmen sogar wirtschaftliche Sanktionen an.
Für Deutschland war Nord Stream lange nichts weiter als ein wirtschaftliches Projekt. Der neue Präsident der USA, Joe Biden, hat das bisher akzeptiert. Doch seit Russland an der Grenze zur Ukraine seine Truppen aufgestockt hat, gilt Nord Stream als ein mögliches Druckmittel gegen Russland. Sollte Russland tatsächlich in der Ukraine einmarschieren, könnte das also das Ende von Nord Stream bedeuten.