Deutschland droht eine Energiekrise
Für seine Energieversorgung braucht Deutschland dringend Importe aus Russland. Doch als Folge der Sanktionen könnte Moskau nun weniger Erdgas und Kohle liefern. Jetzt wird überlegt, welche Alternativen es gibt.
Die Bundesregierung hat wegen des Kriegs in der Ukraine schwere Sanktionen gegen Russland beschlossen. Doch Deutschlands Energieversorgung hängt stark von Russland ab, die Hälfte seiner Erdgas- und Steinkohle-Importe kommt von dort. Sollte Moskau als Reaktion auf die Sanktionen weniger oder gar nichts mehr liefern, droht spätestens im Herbst 2022 Mangel. Dann müssen Verbraucher mit deutlich höheren Kosten rechnen.
Deshalb werden nun dringend Alternativen gesucht. Einige Politiker fordern, dass Kohle- und Kernkraftwerke länger in Betrieb bleiben sollen. Eigentlich wurde beschlossen, diese „schmutzigen“ Formen der Energieerzeugung zu beenden. Die letzten deutschen Kernkraftwerke sollen Ende 2022 vom Netz gehen, die Kohlekraftwerke laut Regierung am besten bis 2030. Aber wenn ohne sie in Deutschland das Licht ausgeht, meint sogar der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, dass es „keine Denktabus“ mehr geben darf.
Doch selbst wenn man Kernkraftwerke länger nutzen will, ist das nicht sofort möglich. Erst in ein bis zwei Jahren wären wieder genügend Mitarbeiter und Material da, so NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart. Eine andere, kurzfristige Möglichkeit wäre, flüssiges Erdgas aus anderen Ländern zu kaufen. Allerdings hat Deutschland dafür bis jetzt nicht einmal einen eigenen Hafen.
Die Bundesregierung sieht die beste Lösung deshalb darin, das zu tun, was sie bereits geplant hat: Strom vollständig aus erneuerbaren Energien zu produzieren. „Je schneller wir den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben, desto besser“, sagt Bundeskanzler Olaf Scholz. Bis 2035 will Deutschland doppelt so viel Windenergie und dreimal so viel Sonnenenergie wie bisher erzeugen. Doch das kostet sehr viel Geld – und wird fehlende russische Energielieferungen kurzfristig nicht ausgleichen können.