Schiffe entsorgen illegal Öl in den Weltmeeren
Mehr als 200.000 Kubikmeter: So viel Öl landet Schätzungen zufolge weltweit im Meer – jedes Jahr. Die Verschmutzungen kann man auf Satellitenbildern sehen. Doch zu Strafverfolgungen kommt es nur selten.
„Anfangs hat es mich belastet“, erzählt ein junger Schiffsingenieur. Von seinem Schiff wird regelmäßig ölhaltiges Wasser ins Meer eingeleitet. „Inzwischen habe ich mich damit abgefunden, so traurig das auch ist“, sagt er. Das Problem: In den Schiffen entsteht sogenanntes Bilgenwasser, ein Gemisch aus Wasser, Öl, Treibstoffen und Reinigungsmitteln. Es muss eigentlich an Bord getrennt werden, bevor das Wasser ins Meer gelassen werden darf. Übrig bleibt Ölschlamm, der später im Hafen entsorgt werden muss. Doch das kostet Zeit und Geld.
Daher leiten viele Schiffe ihr Bilgenwasser illegal ins Meer ein. Tagsüber bemerkt das möglicherweise die Wasserschutzpolizei, meint Christian Bussau von Greenpeace: „Wenn die Schiffe das aber bei schlechtem Wetter, bei Sturm oder nachts erledigen, haben sie gute Chancen, unbemerkt davonzukommen.“ Entdecken lassen sich die Verschmutzungen über Satellitenbilder. Die US-amerikanische Umweltschutzorganisation SkyTruth schätzt die Ölmenge, die jährlich im Meer landet, auf mehr als 200.000 Kubikmeter. Die Folgen für die Umwelt sind fatal.
Auch die Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) hat über Satellitenbilder seit 2007 mehr als 44.000 mögliche Öleinleitungen in europäischen Gewässern entdeckt. Sie schickt Warnungen an die betroffenen Staaten, in deren Verantwortung die Überprüfung der Verschmutzung und die Strafverfolgung liegen.
Doch viele Staaten reagieren zu langsam oder gar nicht. Außerdem sind die Strafen niedrig, 15.000 Euro zum Beispiel in Deutschland. In den USA ist das anders: Hier bekommen Whistleblower finanzielle Anreize, und die Geldstrafen können mehrere Millionen Dollar hoch sein. Ein solches System könnte auch für Europa ein Modell sein – damit künftig weniger ölhaltiges Wasser im Meer landet.