So geht Europa mit Schwangerschaftsabbrüchen um
Das Recht auf einen sicheren Schwangerschaftsabbruch ist oft abhängig von der politischen Stimmung im Land, erklärt eine Expertin für Familienplanung. Die Unterschiede in Europa sind entsprechend groß.
In vielen europäischen Ländern ist es in den letzten Jahren einfacher geworden, einen sicheren Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. „Der Trend in Europa geht ganz klar hin zur Legalisierung von Abtreibung, zur Abschaffung von rechtlichen und politischen Hindernissen“, sagt Leah Hoctor vom „Center for Reproductive Rights“.
Die Irinnen und Iren zum Beispiel stimmten 2018 in einem Referendum gegen das bis dahin geltende Abtreibungsverbot. Und in Spanien soll ein neuer Gesetzentwurf Schwangerschaftsabbrüche erleichtern. Caroline Hickson vom „International Planned Parenthood Federation European Network“ meint, die Veränderungen haben viel mit der politischen Arbeit von Frauen und auch mit der linken Regierung in Spanien zu tun. Das Recht auf Abtreibung, sagt sie, „folgt meist der politischen Stimmung in dem jeweiligen Land.“
In einigen osteuropäischen Ländern führen Rückschritte in Bezug auf Rechtsstaatlichkeit und Demokratie auch zu Rückschritten bei den Frauenrechten, so Hickson. Im rechtskonservativ regierten Polen sind Abtreibungen künftig nur noch legal, wenn die Gesundheit der Mutter in Gefahr ist, bei Vergewaltigung oder Inzest. Im rechtspopulistisch regierten Ungarn sind Abtreibungen zwar nicht verboten, aber mit vielen Hindernissen verbunden, „die sie in der Praxis sehr schwierig machen“, sagt Hickson.
Auch in europäischen Ländern mit weniger strengen Gesetzen kann es praktische Hindernisse geben. Zum Beispiel dürfen sich Ärztinnen und Ärzte in vielen Ländern weigern, Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen. In Deutschland wird gerade ein Gesetz überarbeitet, das es Ärztinnen und Ärzten verbietet, über Schwangerschafts-abbrüche zu informieren. „Der Fortschritt ist zerbrechlich und wir sollten uns nie zurücklehnen“, meint Hickson.