Der katholischen Kirche laufen die Mitglieder weg
Im Jahr 2022 sind so viele Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten wie nie zuvor. Inzwischen gehen auch eigentlich überzeugte Christen. Doch die Führung reagiert bisher kaum auf die Krise.
Über 20 Millionen Menschen in Deutschland sind Mitglied in der katholischen Kirche, das ist jeder vierte. Doch die Zahl sinkt: Allein 2022 verließen laut der Bischofskonferenz mehr als 500.000 Katholikinnen und Katholiken ihre Kirche – so viele wie noch nie in einem Jahr. Einer von ihnen ist der Kölner Michael Rind. Für den gläubigen Katholiken war es eine schwere Entscheidung, aus der Kirche auszutreten. Doch er hat gute Gründe.
So wurden in den letzten Jahren tausende Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern innerhalb der Kirche bekannt. Die Täter waren oft Bischöfe, Priester und andere Kirchenmitarbeiter. Den Verantwortlichen wird vorgeworfen, die Taten vertuscht oder den Opfern nicht ausreichend geholfen zu haben. Zustände, die Rind „mafiös“ findet.
Außerdem stört ihn der Umgang der katholischen Kirche mit Homosexuellen oder Geschiedenen, die erneut heiraten. Bis 2022 durften sie nicht offiziell für die Kirche arbeiten – und immer noch werden sie nicht voll akzeptiert, so Rind. Als wenig fortschrittlich gilt die katholische Kirche auch bei der Gleichberechtigung von Frauen. Kritiker werfen der Führung vor, dass sie Reformen verhindert.
Michael Rind ist zwar kein Katholik mehr, aber immer noch gläubig. Er findet, dass die Kirche eine Chance vergibt: „In Zeiten von Klimakatastrophe und gesellschaftlichen Krisen müssten die Menschen ihr doch eigentlich die Türen einrennen.“ Abgesehen davon hat die katholische Kirche nun auch ein finanzielles Problem. Denn in Deutschland zahlen Kirchenmitglieder Steuern – die nun fehlen werden.
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