Manuskript

Übergriffe auf queere Menschen

Wie sicher sind queere Menschen in Deutschland? Immer wieder kommt es zu queerfeindlichen Übergriffen – sowohl im Zusammenhang mit großen Veranstaltungen wie dem Christopher Street Day als auch im Alltag.

Lichter, Blumen, selbstgemalte Plakate: In Münster gedenken die Menschen dem Transmann Malte C. Er hatte sich beim Christopher Street Day (CSD) schützend vor eine Gruppe lesbischer Frauen gestellt, die von einem Mann beleidigt worden waren. Daraufhin schlug der Mann auf Malte ein. Der fiel und wurde dabei schwer am Kopf verletzt. Sechs Tage später starb er.

Eigentlich möchte der CSD queeres Leben offen zeigen und feiern – auch wenn das ein Risiko ist: „Sichtbarkeit bedeutet immer auch Gefahr“, sagt Alfonso Pantisano vom Lesben- und Schwulenverband (LSVD). Im Zusammenhang mit Veranstaltungen wie dem CSD gibt es in Deutschland immer wieder queerfeindliche Übergriffe. Doch das Problem zeigt sich auch im Alltag: Durchschnittlich werden pro Tag zwei Übergriffe gemeldet. Die Dunkelziffer könnte sogar noch bis zu 90 Prozent höher sein, meinen LSVD und Polizei.

„Diese Übergriffe passieren an jedem Tag der Woche“, sagt Pantisano, und zwar zu jeder Uhrzeit, in großen und kleinen Straßen, in der U-Bahn, im Bus, auf dem Schulhof, in Betrieben, in Vereinen, im Einkaufszentrum. Daten des Bundeskriminalamtes zeigen, dass die Gefahr vor allem aus rechten Kreisen kommt. Doch die meisten Übergriffe können nicht klar zugeordnet werden.

Der Tod von Malte C. hat Bewegung in die Politik gebracht. Von der Bundesregierung gibt es nun einen ersten Entwurf für einen Aktionsplan gegen Trans- und Homophobie, den Betroffene schon seit langem fordern. Im September 2022 trifft sich außerdem zum ersten Mal ein Arbeitskreis der Innenministerkonferenz zu dem Thema – geplant war das schon seit Herbst 2021. „Die Politik hat also ein ganzes Jahr verschlafen“, so Pantisano. Jetzt soll gehandelt werden, damit sich queere Menschen in Deutschland in Zukunft sicherer fühlen können.

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