Manuskript

Sprachbarriere beim Arztbesuch

Erst seit Kurzem in Deutschland – und dann zum Arzt müssen: Das kann schwierig werden, wenn die Sprachkenntnisse fehlen. Denn eine kostenlose, professionelle Sprachmittlung gibt es bisher nicht.


Hedvig Skirgård kommt aus Schweden und lebt in Leipzig. Nach wenigen Monaten in Deutschland musste sie zum Arzt. Doch die Kommunikation war schwierig. Skirgård sprach noch nicht genug Deutsch, in der Praxis konnte niemand Englisch, und es gab keinen Dolmetscherdienst. Sie sollte selbst jemanden mitbringen, schlug das Team vor. Aber: „Ich habe hier keine Familie und keinen Freund, den ich zu einem intimen medizinischen Gespräch mitnehmen könnte“, so Skirgård.

Etwa 15 Prozent der Menschen in Deutschland sprechen zu Hause nicht hauptsächlich Deutsch. Ein Teil von ihnen kann keine medizinischen Gespräche auf Deutsch führen. Auf diese Patientinnen und Patienten ist das Gesundheitssystem nicht gut vorbereitet. Viele Ärztinnen und Ärzte scheinen in solchen Behandlungssituationen überfordert oder sogar unwillig zu sein. Eine Sprachmittlung wird von den Krankenkassen trotzdem nicht bezahlt.

Die Bundesärztekammer, die berufspolitische Interessenvertretung der Ärztinnen und Ärzte, hat das Problem erkannt. Sie setzt sich für kostenlose, professionelle Dolmetscherdienste ein. Eine unprofessionelle Sprachmittlung ist für Praxis-Teams und Patientinnen und Patienten „eine Zumutung und erschwert die Diagnostik oder auch die entsprechende Behandlung“, so die Kammer. In Ländern wie Schweden und Norwegen gibt es solche Dienste bereits.

In Deutschland helfen Freiwillige wie zum Beispiel von „Communication in Medical Settings“ (CoMedS). „Wir selbst sehen uns als Lückenfüller für Sprachmittlungen, die eigentlich professionell geleistet werden sollten“, sagt Paulina von der Organisation. „Wir sehen aber auch, dass diese Lücke da ist, weil sich weder der Staat noch die Krankenkassen noch die Praxen noch die Krankenhäuser irgendwie verantwortlich erklären, die Kosten zu übernehmen.“ Hedvig Skirgård hat sich damals selbst geholfen. Sie recherchierte und fand eine Datenbank mit Ärztinnen und Ärzten, die bei Sprachproblemen helfen. Ihr eigener Arzt wusste nicht, dass es so etwas gibt.