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Teslas Erfolg ist gut für den Klimaschutz

DW Nachrichten TV | Ashutosch Pandey
Ashutosh Pandey
12. Januar 2021

Kapitalanleger haben die Risiken durch den Klimawandel lange ignoriert. Der kometenhafte Aufstieg des E-Autobauers Tesla zeigt aber, dass sie inzwischen aufgewacht sind, meint DW-Redakteur Ashutosh Pandey.

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USA Tesla Roadster | Elon Musk
Elon Musk hat Amazon-Chef Jeff Bezos als reichster Mensch der Welt abgelöstBild: picture-alliance/ZUMAPRESS/Tesla Motors

Der Marktwert von Tesla ist im vergangenen Jahr um sagenhafte 750 Prozent gestiegen. Damit ist der Hersteller von Elektrofahrzeugen und Anlagen für erneuerbare Energien nun rund 800 Milliarden US-Dollar wert (657 Milliarden Euro) - mehr, als die neun größten Autofirmen der Welt zusammen. Dabei verkauft Tesla weniger als 500.000 Autos pro Jahr - nur ein Bruchteil dessen, was Toyota oder Volkswagen produzieren.

Teslas Aktie ragte heraus in einem Börsenjahr, das für die globalen Märkte mehr als ungewöhnlich war. Apple, Amazon, Zoom, Netflix und andere "Stubenhocker-Aktien" profitierten davon, dass ihre Produkte während der Pandemie besonders populär wurden. Doch um Teslas gewaltigen Aufstieg zu erklären, reicht ein einzelner Grund nicht aus.

Tatsächlich gibt es viele Gründe, darunter Teslas Potenzial, die Autoindustrie zu erschüttern, die steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, das Interesse der Kleinanleger, die auch ein Stück vom Kuchen wollen, und sogar reine Spekulation.

Wetten auf Tesla

Ein Grund aber ist besonders geeignet, Klimaaktivisten Hoffnung zu machen: Investoren erkennen zunehmend, dass ein Hersteller, dessen Autos ohne schmutzige fossile Brennstoffe fahren, ein wichtiges Puzzleteil im Kampf gegen den Klimawandel ist.

Elon Musk, Gründer und Chef von Tesla, ist durch den Anstieg der Aktie zum reichsten Menschen der Welt geworden. Er wird im Kern dafür belohnt, dass er den Weg in eine nachhaltige Zukunft gebahnt hat. Ihm folgen inzwischen, wenn auch widerwillig, die traditionellen Autobauer, nachdem sie das Unvermeidliche jahrelang aufgeschoben haben.

Ashutosh Pandey, DW-Wirtschaftsredaktion
Ashutosh Pandey, DW-WirtschaftsredaktionBild: DW

Die Anleger wetten darauf, dass sich Teslas gewaltiger Vorsprung bei Technologie, Design und Markenwert auszahlen wird. Schließlich wollen viele Länder in den kommenden zwei oder drei Jahrzehnten klimaneutral werden. Wenn im Rahmen dieser Bemühungen Verbrennungsmotoren verschwinden, könnte Tesla den Markt beherrschen.

Gestützt wird der Optimismus der Aktionäre durch großzügige staatliche Anreize, auch in Deutschland. Hier brach Bundeskanzlerin Angela Merkel im vergangenen Jahr mit der Tradition, sämtliche Wünsche der heimischen Autoindustrie zu erfüllen. Anstatt im Rahmen des Konjunkturpakets auch den Verkauf von Benzin- und Dieselmotoren zu subventionieren, beschränkte sie Kaufanreize von bis zu 10.000 Euro pro Wagen auf Elektroautos - "mit Blick auf die Zukunft", wie Merkel sagte.

Die Zukunft ist grün

Tesla ist keineswegs eine Ausnahme. Unternehmen, die in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung punkten können, waren in den vergangenen Monaten bei Anlegern besonders gefragt. Die Aktien des Solarenergieunternehmens Enphase (USA), des Elektroautobauers Nio (China) und der Brennstoffzellenherstellers Plug Power (USA) haben alle einen Lauf hingelegt, der Teslas gleicht oder sogar übertrifft.

Auch bei den Unternehmensschulden gibt es ermutigende Anzeichen. Die Ausgabe grüner Anleihen brach inmitten der globalen Turbulenzen alle Rekorde und übertraf im letzten Jahr die Marke von einer Billion (also 1000 Milliarden) US-Dollar, so das Forschungsunternehmen BloombergNEF.

Dank der Popularität grüner Anleihen - die zur Finanzierung von Umweltprojekten verwendet werden - konnten sich Unternehmen wie Volkswagen und Daimler Geld zu viel günstigeren Konditionen besorgen, um den Wandel zur Elektromobilität zu finanzieren. Im Umkehrschluss heißt das: Investoren beginnen, einen Aufschlag für nicht-grüne Anleihen zu verlangen.

Pandemie als Warnsignal

Anleger haben die Risiken durch den Klimawandel viel zu lange ignoriert, obwohl die wirtschaftlichen Schäden durch Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen in den letzten Jahren gestiegen sind. Laut Schätzungen des Internationalen Währungsfonds könnten sie sich ab 2050 auf eine Billion Dollar jährlich summieren.

Doch die Corona-Krise hat die Investoren nun zu gezwungen, endlich aufzuwachen und den Tatsachen ins Auge zu blicken. Denn der beispiellose wirtschaftliche Schaden durch die Pandemie zeigt, wie teuer es sein kann, unvorbereitet in eine große Krise zu schlittern.

Es ist sehr bedauerlich, dass es einer Pandemie dieses Ausmaßes bedurfte, um Investoren über den Klimawandel nachdenken zu lassen. Hoffen wir zumindest, dass die so gewonnene Erkenntnis über die aktuelle Krise hinaus Bestand hat - auch dann, wenn das umweltschädliche Geschäft der Ölförderer und Fluggesellschaften wieder auf Hochtouren läuft. Die Gemeinschaft der Investoren hat jedenfalls noch einen weiten Weg vor sich, wenn sie es ernst meint mit dem grünen Wandel.

Adaption aus dem Englischen von Andreas Becker.