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Krieg in der Ukraine: Der Sport reagiert

24. Februar 2022

Die UEFA entzieht Russland das Finale der Champions League, Sebastian Vettel ruft zum Boykott auf, Schalke ändert die Trikots: Der Sport spielt beim Krieg in der Ukraine nur eine Nebenrolle, dennoch gibt es Konsequenzen.

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Blau erleuchtete Gazprom Arena in Sankt Petersburg bei Nacht von außen
In Sankt Petersburg sollte das Champions-League-Finale stattfinden, aber die UEFA wird das Spiel wohl verlegenBild: Sven Sonntag/Picture Point LE/imago images

Eines der am meisten diskutierten Themen ist das für den 28. Mai geplante Finale der Champions League - und es deutet sich an, dass hier schon bald gehandelt wird. Das Spiel sollte in diesem Jahr eigentlich in Sankt Petersburg stattfinden, allerdings wird sich das nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wohl ändern. Laut übereinstimmenden Meldungen des Sportinformationsdienstes (SID) und der ARD Sportschau vom Donnerstagmittag wird die UEFA der russischen Ostsee-Metropole das Finale entziehen. Am Freitag soll die Entscheidung bei einer Sondersitzung des UEFA-Exekutivkomitees getroffen werden.

Zuvor war der Ruf, das Champions-League-Endspiel an einen anderen Ort zu verlegen, immer größer geworden. Europas Fußballverband, die UEFA, müsse "sofort handeln und einen neuen Austragungsort finden", sagte beispielsweise Philipp Hartewig, der sportpolitische Sprecher der Regierungspartei FDP. Außerdem, so forderte Hartewig, sollten auch andere Sport-Großveranstaltungen "nicht in Russland stattfinden". Zum Beispiel die Volleyball-WM der Männer, die ab Ende August in mehreren russischen Städten, darunter ebenfalls Sankt Petersburg sowie Moskau, ausgetragen werden soll. "Ein Land, das die territoriale Integrität eines anderen souveränen Staates angreift, kann nicht zeitgleich ein würdiger Ausrichter einer Sportgroßveranstaltung sein", sagte der FDP-Politiker.

Solidarität aus Russland

Der ukrainische Fußball-Verband (UAF) forderte den Ausschluss aller russischen Mannschaften von internationalen Wettbewerben. Einen entsprechenden Appell werde das UAF-Exekutivkomitee an den Weltverband FIFA und die UEFA richten, hieß es in einem Statement am Donnerstag. Dabei gehe es um Russlands Nationalteam sowie russische Vereinsmannschaften in FIFA- und UEFA-Wettbewerben.

Zuvor hatte die ukrainische Seite erste Unterstützung von einem russischen Spitzensportler erhalten: Fedor Smolow, Fußball-Nationalspieler in Diensten von Dynamo Moskau, schrieb in einem Instagram-Post: "Nein zum Krieg!" Hinter diese Botschaft vor einem schwarzen Hintergrund setzte er ein gebrochenes Herz und eine ukrainische Flagge.

Schalke entfernt Gazprom-Schriftzug

Direkte Auswirkungen hat die Eskalation in der Ukraine auch im deutschen Fußball: Zweitligist FC Schalke 04 nimmt mit sofortiger Wirkung den Schriftzug seines Hauptsponsors Gazprom von den Trikots. Dies hätten Gespräche mir Gazprom Germania ergeben. Zuvor hatte das Gazprom-Logo bereits während der Spieltagspressekonferenz auf der Trainingsjacke von Coach Dimitrios Grammozis gefehlt. 

Zudem hatte Gazprom-Vertreter Matthias Warnig sein Mandat im Schalker Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Der 66-Jährige war im Juli 2019 vom zu 50 Prozent dem russischen Staat gehörenden Hauptsponsor in den Aufsichtsrat entsandt worden. Warnig ist CEO der Nord Stream 2 AG und gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Verurteilung durch IOC

Ungewohnt deutlich reagierte auch das Internationale Olympische Komitee (IOC), das sich sonst gerne auf die Fahnen schreibt, "unpolitisch" zu sein. "Mit Nachdruck" verurteile man den Bruch des Olympischen Friedens "durch die russische Regierung". Der "Olympic Truce" habe sieben Tage vor Beginn der Olympischen Spiele begonnen, er ende sieben Tage nach der Schlussfeier der Paralympics (4. bis 13. März), betonte das IOC. Eine entsprechende UN-Resolution sei von der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 2. Dezember 2021 im Konsens aller 193 Mitgliedstaaten angenommen worden.

IOC-Präsident Thomas Bach hält bei der Schlussfeier der Olympischen Winterspiele in Peking eine Rede
IOC-Präsident Thomas Bach zeigt sich gegenüber Russland deutlich kritischer als gegenüber ChinaBild: Valery Sharifulin/ITAR-TASS/imago images

Zudem sei man beim IOC "tief besorgt über die Sicherheit der Olympischen Gemeinschaft in der Ukraine". Es sei eine Task Force eingerichtet worden, "um die Situation genau zu beobachten und die humanitäre Hilfe für die Mitglieder der Olympischen Gemeinschaft in der Ukraine nach Möglichkeit zu koordinieren". IOC-Präsident Thomas Bach bekräftigte am Donnerstag seinen Aufruf zum Frieden, den er bereits in seinen Reden bei der Eröffnungs- und der Abschlussfeier der Spiele in Peking zum Ausdruck gebracht hatte: "Beachten Sie Ihr Engagement für diesen Olympischen Frieden, geben Sie dem Frieden eine Chance."

Dass Russland kurz nach den Olympischen Winterspielen militärisch aktiv wird, wirkt wie ein bekanntes Muster: Unmittelbar nach den Spielen in Sotschi 2014 hatte Russland auf Anweisung von Staatspräsident Wladimir Putin mit den Vorbereitungen zur Annexion der Krim begonnen.

Sebastian Vettel: "In Russland fahre ich nicht"

Für den viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel kommt nach der russischen Invasion ein Start beim Großen Preis von Russland in diesem Jahr nicht mehr in Frage. "Meine Meinung ist, dass ich dort nicht hin sollte, und ich werde es auch nicht tun. Ich finde es falsch, in diesem Land zu fahren", sagte der 34-jährige Aston-Martin-Pilot am Rande der Testfahrten zur neuen Saison in Barcelona. "Meine Entscheidung steht schon fest." Der Grand Prix in Sotschi ist für den 25. September geplant.

Formel-1-Pilot Sebastian Vettel sitzt während der Testfahrten in Barcelona ohne Helm in der Box im Cockpit seines Aston Martin
Entschieden: Ex-Weltmeister Sebastian Vettel boykottiert den Grand Prix in Sotschi im September Bild: Jerry Andre/Laci Perenyi/picture alliance

"Es tut mir sehr leid für die Unschuldigen, die ihr Leben verlieren und aus dummen Gründen und wegen einer komischen und verrückten Führung getötet werden", begründete Vettel seine Entscheidung. Er sei "schockiert" gewesen, als er am Donnerstagmorgen aufgewacht sei und von dem Einmarsch erfahren habe. "Ich finde es grauenhaft zu sehen, was passiert ist."

Ob das Rennen überhaupt wie geplant stattfinden wird, ist derzeit noch unklar. Die Formel 1 hatte bereits mitgeteilt, "zum jetzigen Zeitpunkt keinen weiteren Kommentar zu dem für September geplanten Rennen" abzugeben: "Wir werden die Situation weiterhin sehr genau beobachten." Auch Weltmeister Max Verstappen zeigte sich wenig begeistert vom Grand Prix in Russland, schloss seine Teilnahme aber nicht sofort aus: "Wir sollten nicht in einem Land fahren, das Krieg führt, aber das gesamte Fahrerlager sollte darüber entscheiden."